Wassermangel Alarmstufe Rot in Südfrankreich
Mehrere südeuropäische Länder klagen über eine außergewöhnliche Trockenheit. Wasser ist teilweise ein knappes Gut. Im französischen Département Pyrenées Orientales wird nun zu drastischen Maßnahmen gegriffen.
Fröhliches Kindergeschrei mit laut platschenden Sprüngen ins Planschbecken - das werden bald wehmütig vermisste Geräusche der Vergangenheit sein. Im Departement Pyrenées Orientales ist ab sofort der Verkauf von Planschbecken verboten. Wer noch eins im Keller hat, braucht es gar nicht hervorzuholen. Planschbecken und Pools dürfen nicht mehr befüllt werden. Das Wasser wird für Wichtigeres gebraucht.
Alle müssen ihren Beitrag leisten, sagt der Bürgermeister der kleinen Küstenstadt Port Vendres, Gregory Marty: "Die Situation ist kompliziert. Wenn wir nur unter uns blieben - ok. Aber mit den Touristen, auf die unsere Wirtschaft ja angewiesen ist, wird es schwierig."
Abstriche auch in der Landwirtschaft
Der Fünf-Sterne-Campingplatz "Camping Les Dunes" in Toreilles macht Werbung mit seiner spektakulären Poollandschaft von rund 500 Quadratmetern. Doch die Gäste werden dieses Jahr Abstriche machen müssen, erklärt der Leiter des Campingplatzes Philippe Palau im Radiosender France Info: "Unsere Becken sind gefüllt, aber auf den Rutschen wird kein Wasser mehr fließen. Und auch die Wasserspiele für Kinder werden geschlossen sein. Die Pflanzen bewässern wir schon lange nicht mehr. So verbrauchen wir deutlich weniger Wasser."
Der Tourismus macht 35 Prozent des lokalen Bruttoinlandsprodukts aus. Der andere starke Wirtschaftszweig, das ist die Landwirtschaft - Obstbauern fürchten um ihre Ernte. Sie konkurrieren mit den Touristenzentren um das knappe Gut Wasser.
Grundwasser darf nicht versalzen
Serge Zaka, Dozent für Agroklimatologie, erklärt, dass die Bauern wertvolle 30 Jahre verschlafen haben: "Vor 20, 30 Jahren, als die ersten Berichte des Weltklimarates vorlagen, hätte man die Obstbaumplantagen auf die Wasserknappheit vorbereiten müssen. Jetzt muss man das nachholen. Man könnte zum Beispiel statt der Aprikosenbäume Pistazien oder Cashewnüsse anpflanzen. Die brauchen deutlich weniger Wasser."
Ein langfristiges Projekt also. Denn es geht nicht nur darum, dass man einigermaßen über den Sommer kommt. Es geht auch um die zukünftigen Generationen, erklärt der Hydrologe Henri Got: "Wenn man zu viel Grundwasser aus dem Boden zieht, bilden sich Hohlräume, in die dann das Meerwasser eindringt. Und dieser Prozess ist unumkehrbar. Wenn das Grundwasser erstmal versalzen ist, ist es versalzen."
Ein Alptraum. Jetzt greifen erst einmal die kurzfristigen Maßnahmen: Bauern dürfen nur wenig wässern, Auto waschen ist verboten, Golfplätze dürfen nur noch mit wieder aufbereitetem Wasser gesprengt werden und am Strand sind die Duschen abgestellt. So soll sichergestellt werden, dass genug Trinkwasser da ist und dass ausreichend Wasser zum Löschen drohender Waldbrände bleibt.
Die Menschen sind solidarisch: Manche Bewohner der Region haben der Feuerwehr bereits angeboten, das wertvolle Löschwasser aus ihren Pools abzusaugen. Die Feuerwehr hat dankend angenommen.