Kampf um Bachmut "Sie schicken Angriffswelle auf Angriffswelle"
Die Lage in Bachmut wird für die ukrainischen Verteidiger immer verzweifelter. Die russische Armee schickt ständig neue Soldaten in den Kampf um die zerschossene Stadt. Dort harren noch 5000 Zivilisten aus - darunter auch etwa 40 Kinder.
Der erbitterte Kampf um Bachmut ist der bisher intensivste seit Beginn der russischen Großinvasion vor gut einem Jahr. Dort greifen russische Armee und Wagner-Söldner weiter von drei Seiten aus an. Nach ukrainischen Angaben kontrollieren die Besatzer den Osten des Flusses Bachmutka und versuchen, Kontrolle über die Straße Richtung Westen zu erlangen, in Richtung des Ortes Kostyantynivka. Der Abzug der ukrainischen Armee aus der umkämpften Stadt im Donbass scheint näher zu rücken.
"Hallo - hier meldet sich Madjar wieder" - so beginnt der Kommandeur einer Aufklärungsgruppe der 59. Brigade mit Kampfnamen Madjar ein Video, das er auf Telegram veröffentlichte. Er sagt, er habe den Befehl zum Abzug bekommen:
Die "Vögel von Magyar" erhielten heute in der Nacht zum 2. März den Befehl, sich sofort aus Bachmut an einen anderen Ort zurückzuziehen. Was sind die Gründe dafür? Nachdem wir hier 110 Tage im Kampf verbracht haben? Ich bin in erster Linie Soldat, also werde ich die Befehle des Bachmut-Verteidigungskommandos nicht kommentieren.
Er hätte sich und ihnen versprochen, keine Politik zu machen. Es gebe keine Politik in der Armee, und das könne es auch nicht geben.
Russische Soldaten kommen wie am Fließband
Die Stadt Bachmut ist seit Monaten umkämpft, und die ukrainische Seite stehe dort stark unter Druck, so der renommierte Kiewer Militärexperte Oleg Schdanow. Die russischen Angriffe analysiert er auf seinem YouTube-Kanal so: "Der Ansturm der russischen Truppen kann als sehr stark bezeichnet werden. Sie schicken Angriffswelle auf Angriffswelle, bringen Soldaten auf Lastwagen und holen die Verwundeten und Toten auf denselben Lastwagen ab." Das sei wie am Fließband, also kontinuierlich und rund um die Uhr. "Das ist der Druck, den das russische Kommando gegen unsere Stellungen organisiert hat."
Dunkelgrün: Vormarsch der russischen Armee. Schraffiert: Von Russland annektierte Gebiete.
Sollten die russischen Angreifer Bachmut tatsächlich militärisch erobern können, wäre das für Kiew folgenschwer und für Moskau ein verlustreicher, aber wichtiger Sieg. Nach Soledar im Januar fiele mit Bachmut eine weitere Stadt im Donbass in russische Hände.
Unter anderem der Angriff auf die beiden großen Donbass-Städte Kramatorsk und Slowjansk könnte dann als Nächstes geplant sein, so die große Sorge in der Ukraine. In weiten Teilen gleicht Bachmut einer Geisterstadt. Zerschossene, schwarzverbrannte Häuser und Bäume bieten ein Bild der Zerstörung.
Bachmut: Zerschossene, schwarzverbrannte Häuser bieten ein Bild der Zerstörung.
5000 Menschen leben noch in Bachmut - auch etwa 40 Kinder
75.000 Menschen lebten früher in der Stadt im Gebiet Donezk - jetzt harren noch rund 5000 Zivilisten dort aus - darunter auch etwa 40 Kinder. Die für die russisch besetzten Gebiete der Ukraine zuständige Ministerin Irina Wereschtschuk betonte, gegen den Willen von Eltern könne man Kinder nicht evakuieren: "Meine Position ist, dass der Staat, die Polizei und die Vormundschaftsorgane der regionalen Militärverwaltung von Donezk ein Instrument haben sollten, um alles zu tun, damit Kinder nicht in dem Gebiet bleiben, in dem es aktive Feindseligkeiten gibt."
Die Polizei erklärte, sie versuche weiter, Menschen aus Bachmut zu evakuieren. Wie viele sie von dort noch retten können, ist offen. Denn der Kampf um die Stadt Bachmut könnte für die Ukraine verloren gehen.