Cherson und Luhansk Putin besucht Truppen in der Ukraine
Zum ersten Mal seit der völkerrechtswidrigen Annexion hat Russlands Präsident Putin die ukrainischen Regionen Cherson und Luhansk besucht. In Bachmut toben derweil die Kämpfe mit unverminderter Härte weiter.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat erstmals seit Beginn der russischen Militäroffensive in der Ukraine vor mehr als einem Jahr die Regionen Cherson und Luhansk besucht. Putin habe sich mit den dort stationierten Soldaten getroffen und Gespräche mit den Befehlshabern geführt, erklärte der Kreml. Genauere Angaben zum Zeitpunkt der Besuche gab es nicht.
Weiter hieß es, Putin habe den Streitkräften in den Regionen Cherson und Luhansk Glückwünsche anlässlich des orthodoxen Osterfestes überbracht, das am vergangenen Sonntag gefeiert wurde, und Ikonen überreicht.
Putin unterhielt sich demnach mit dem Befehlshaber der russischen Luftwaffe, Michail Teplinksi, und anderen ranghohen Militärs über die Lage in den Regionen Cherson und Saporischschja. "Es ist mir wichtig, Ihre Meinung zur Situation zu hören, Ihnen zuzuhören, Informationen auszutauschen", sagte Putin in einem vom Kreml veröffentlichten Video.
Dunkelgrün: Vormarsch der russischen Armee. Schraffiert: Von Russland annektierte Gebiete.
Treffen mit Generalstab im Gebiet Luhansk
Es war der erste Besuch Putins in den Regionen Cherson und Luhansk seit dem Beginn der russischen Offensive in der Ukraine im Februar 2022. Beide Regionen werden teilweise von russischen Truppen kontrolliert. Moskau hatte Cherson und Luhansk im September 2022 zusammen mit zwei weiteren ukrainischen Regionen für annektiert erklärt.
Die russische Armee war im November 2022 aus der Stadt Cherson, Hauptstadt der gleichnamigen Region, abgezogen, um sich auf die andere Seite des Flusses Dnipro zurückzuziehen.
In der Region Luhansk habe sich Putin mit Vertretern des Generalstabs der dort stationierten russischen Nationalgarde getroffen, erklärte der Kreml weiter mit.
Im März hatte Putin der seit 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim einen Besuch abgestattet. Anschließend reiste er in die ukrainische Hafenstadt Mariupol weiter, die im vergangenen Jahr monatelang von der russischen Armee belagert und im Mai 2022 erobert worden war.
Weiter schwere Kämpfe um Bachmut
Laut Angaben aus Kiew dauern in der ostukrainischen Stadt Bachmut die schweren Kämpfe weiter an. Russische Truppen griffen aus der Luft und mit schwerer Artillerie an, erklärte der Befehlshaber der Landstreitkräfte, Olexander Syrskyj. Zugleich betonte Syrskyj: "Die Situation ist zum jetzigen Zeitpunkt unter Kontrolle." Die ukrainischen Soldaten fügtem dem Gegner heftige Verluste zu und bremsten die russischen Angriffe.
Auch nach Einschätzung britischer Geheimdienste machen Einheiten der regulären russischen Armee und Söldner der Wagner-Gruppe in Bachmut weiterhin nur "schleichende Fortschritte". Derzeit entspreche die Frontlinie im Stadtzentrum weitestgehend der Bahnstrecke. Im Süden hielten ukrainische Einheiten die Russen entlang der alten Hauptstraße auf, die nach Westen aus der Stadt führt, erklärte das britische Verteidigungsministerium.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
"Für beide Seiten ist die genaue Abfolge eines größeren Rückzugs ihrer Einheiten im Raum Bachmut zu einer kritischen Frage geworden", hieß es in London weiter. Die Ukraine wolle Offensivkräfte freisetzen, Russland hingegen seine Reserven regenerieren.
Letzten Angaben aus Moskau zufolge sind rund 80 Prozent des Stadtgebiets nach monatelangen Kämpfen von Russland besetzt. In der weitgehend zerstörten Stadt im Gebiet Donezk mit ehemals mehr als 70.000 Einwohnern sollen noch Hunderte Zivilisten ausharren.
Kiew: Russischen Vorstöße abgewehrt
Syrskyj zufolge wurden auch an anderen Frontabschnitten russische Vorstöße abgewehrt. Namentlich erwähnte der Generaloberst die Abschnitte Kupjansk im Gebiet Charkiw und Lyman an der Grenze zwischen den Gebieten Luhansk und Donezk.
Es wird erwartet, dass die ukrainische Armee schon in den kommenden Tagen an mehreren Abschnitten eine größere Gegenoffensive starten könnte.