Umkämpfter ukrainischer Ort Selenskyj besucht die Front in Bachmut
Bachmut gilt als der am schwersten umkämpfte ukrainische Ort an der gesamten Front. Nun besuchte der ukrainische Präsident Selenskyj dort überraschend Soldaten, überreichte Orden und Weihnachtsgeschenke.
Am 300. Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine hat deren Präsident Wolodymyr Selenskyj überraschend die schwer umkämpfte Stadt Bachmut im Osten des Landes besucht. "Er hat die vordersten Positionen besucht, Kämpfer mit Orden und wertvollen Geschenken ausgezeichnet", teilte sein Sprecher laut Staatsfernsehen mit.
Der Sender zeigte ein kurzes Video, in dem Selenskyj Orden an Soldaten überreicht. "Ich wünschte, es gäbe Licht, aber die Situation ist so schwierig, dass es Licht gibt - und dann nicht mehr", sagte Selenskyj in Anspielung auf die Stromausfälle im ganzen Land nach massiven russischen Bombenangriffen in den vergangenen Wochen. Nach der Zeremonie habe Selenskyj die Stadt wieder verlassen, sagte sein Sprecher.
Der Besuch dürfte der bislang gefährlichste des Präsidenten gewesen sein. Zuvor war er bereits in Slowjansk und auch Cherson.
Seit Wochen am heftigsten umkämpft
Erst am Montag hatte Selenskyj Bachmut als "heißesten Punkt" bezeichnet - die Stadt ist seit Wochen der am heftigsten umkämpfte Ort der gesamten mehr als 1300 Kilometer langen Front. Seit dem Sommer versuchen russische Truppen, die Stadt in der Region Donezk einzunehmen.
Mittlerweile ist Bachmut schwer zerstört, wird aber weiterhin von der ukrainischen Armee gehalten. Die Verluste dürften auf beiden Seiten hoch sein. Nach Einschätzungen westlicher Militärexperten spielt insbesondere die russische Söldnergruppe Wagner eine wichtige Rolle bei den Kämpfen um Bachmut.
Putin will militärische Ziele verkünden
Im Gegensatz zum ukrainischen Präsidenten hat Russlands Staatschef Wladimir Putin die Front bisher nicht besucht. Aber auch er verteilte Orden. Das Staatsfernsehen zeigte, wie Putin im Kreml Soldaten und Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft auszeichnete.
Laut Kreml will Putin am Mittwoch mit hochrangigen Militärs zusammentreffen, um militärische Ziele des kommenden Jahres zu verkünden.
Neuer Angriff befürchtet
Verschiedene Politiker der Ukraine hatten in den vergangenen Tagen und Wochen gewarnt, Russland könnte im Frühjahr zu einer neuen Offensive ansetzen und dabei auch erneut versuchen, die Hauptstadt Kiew einzunehmen. Allerdings bezweifeln Militärexperten, dass die russische Armee dazu noch in der Lage ist. Auch in Russland gehen die Meinungen dazu laut US-Regierung auseinander.
"Sicher gibt es einige, die meiner Meinung nach Offensiven in der Ukraine vorantreiben wollen", sagte ein hochrangiger Vertreter des US-Außenministeriums vor Journalisten. "Andere wiederum haben ernsthafte Zweifel an der Fähigkeit Russlands, das tatsächlich umzusetzen." Die USA hätten Hinweise auf einen "signifikanten Mangel" an Munition in Teilen der russischen Armee.