Katalin Novak
Porträt

Neue Präsidentin Novak Orbans "Vorzeigefrau" für Ungarn

Stand: 10.03.2022 12:39 Uhr

Sie ist konservativ, populär, hochqualifiziert und streng auf Orban-Linie: Katalin Novak ist von Ungarns Parlament zur neuen Präsidentin gewählt worden - mit 44 Jahren. Wie es zu ihrer Nominierung kam.

Eigentlich war Parlamentspräsident Laszlo Köver als Staatspräsident gesetzt: 62 Jahre alt, schnauzbärtig, Mitbegründer der Fidesz-Partei - ein gerne polternder ungarischer Nationalist, Urgestein des "Systems Orban". Doch dann hatte Ministerpräsident Viktor Orban eine Idee.

Der starke Mann in Budapest nominierte die 44-jährige Katalin Novak für das höchste Amt im Staat. Eine, die nicht mal mehr zur "Generation Orban" gehört und eine Frau - Aufsehen erregend für ein Ungarn, das fast Schlusslicht ist in Europa, was die Zahl von Frauen in politischen Spitzenämtern angeht. Es sei ihr eine Ehre, sagt Novak, akzeptiert das Angebot, dankt und lächelt weg, dass sie "nur" die Nachnominierte ist.

Das fröhlich-lachende Gesicht von Fidesz

Orban dürfte der Wahlkampf zu diesem Schritt gebracht haben, den er gegen eine erstmals vereinte Opposition führt. Als erste Staatspräsidentin werde sie für die ganze Nation da sein, versprach die frühere Vize-Chefin der Orban-Partei. Ihre Parteimitgliedschaft werde sie aussetzen.

Novak ist hochqualifiziert, spricht Französisch, Englisch, Spanisch und Deutsch. Gelernt hat sie es in Frankfurt und im Taunus, als ihr Mann eineinhalb Jahre bei der Europäischen Zentralbank (EZB) arbeitete. Novak hat in Ungarn und in Paris studiert, ist Ritterin der französischen Ehrenlegion. Außerdem ist sie Marathonläuferin, Mutter von drei Kindern, die gerne backt und sich dabei strikt an Omas Rezeptbuch hält, wie sie sagt. Sie ist das fröhlich-lachende Gesicht der regierenden Fidesz-Partei. Und: Sie ist populär in Ungarn.

Klar gegen gleichgeschlechtliche Partnerschaften

Als Familienministerin ist sie die Frau mit den immer guten Nachrichten, die Geld verteilt, etwa für ein größeres Familienauto für Kinderreiche. Als enge Vertraute Orbans steht sie dabei ohne Abstriche hinter dem erzkonservativen Frauen- und Familienbild, das Orban in seiner jetzt zwölfjährigen Regierungszeit zuletzt mit Zwei-Drittel-Mehrheit im ungarischen Grundgesetz verankern ließ.

Was Novak vehement verteidigt: "Vor ein paar Jahren dachten wir nicht, dass wir ins Grundgesetz schreiben müssen, dass die Ehe eine Lebensgemeinschaft von Mann und Frau ist - oder: dass die Mutter eine Frau, der Vater ein Mann ist", sagt Novak und positioniert sich klar gegen gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Sie sagt auch, dass Frauen nicht glauben sollten, dass sie ständig mit Männern konkurrieren müssten.

Die Opposition schäumt, wirft ihr vor, sie sei eine, die "Viktor-Orban-Ohrringe" trage und die ungarischen Frauen demütige. Allerdings ist der von der Opposition spät nachgeschobene Zählkandidat, Peter Rona, 79, Banker, Wirtschaftsexperte, früher mal Berater des sozialistischen Ministerpräsidenten vor Orban, keine Konkurrenz für die Kandidatin Novak.

Wahl galt als sicher

Novaks Wahl galt als sicher, Orbans Fidesz-Partei hat die dafür nötige Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament. Noch: In drei Wochen wird auch das Parlament neu gewählt. Orbans Mehrheit beharrte darauf, die Präsidentschaftswahl vorher abzuwickeln, nicht abzuweichen vom regulären Wahlzeitpunkt.

Das ist Terminglück und Geschick des Wahlkämpfers Orban - und ein Affront gegen die Opposition. Denn Novak sitzt jetzt unabwählbar fünf Jahre an der Spitze Ungarns; allerdings mit eher protokollarischer Macht.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk Kultur am 10. März 2022 um 05:37 Uhr.