Massenansturm auf spanische Exklave 500 Flüchtlinge gelangen nach Melilla
Fast täglich versuchen Flüchtlinge, die Grenzanlagen der spanischen Stadt Melilla in Nordafrika zu überwinden. In der Nacht haben 500 die Exklave erreicht. Der Massenansturm war der größte seit 2005. Spaniens Regierung verlangt nun mehr Engagement der EU.
Mehr als tausend Flüchtlinge haben von Marokko aus versucht, den Grenzzaun zur spanischen Exklave Melilla zu überwinden. Etwa 500 gelangten auf spanisches Gebiet. Die Afrikaner nutzten den dichten Nebel, der über der Stadt lag und den Polizisten auf beiden Seiten der Grenze die Sicht nahm.
Bei dem bislang größte Flüchtlingsansturm im Oktober 2005 waren 350 Flüchtlinge nach Melilla gelangt. Spanien ließ damals die Befestigungen an der Grenze zu Marokko ausbauen und die Grenzzäune erhöhen. Nach den jüngsten Versuchen die Grenze zu überwinden kündigte Madrid eine Verstärkung der Polizeikräfte in Melilla an.
Innenminister Jorge Fernández Díaz forderte die EU auf, sich verstärkt am Kampf gegen die illegale Immigration zu beteiligen. Spanien könne das Problem, das auf die großen Unterschiede im Lebensstandard zwischen Afrika und Europa zurückgehe, nicht allein bewältigen. Nach Informationen des Ministers warten in Marokko und Mauretanien etwa 80.000 Flüchtlinge auf eine Gelegenheit, nach Spanien zu gelangen. Hilfsorganisationen bezeichneten diese Zahl jedoch als übertrieben.
Verletzte auf beiden Seiten der Grenze
Der Präfekt von Melilla, Abdelmalik El Barkani, hielt den Flüchtlingen vor, gewaltsam gegen Grenzbeamte vorgegangen zu sein. Auf beiden Seiten der Grenze habe es Verletzte gegeben. Etwa 30 Flüchtlinge wurden vom Roten Kreuz wegen Schnittverletzungen behandelt, die sie beim Überklettern der Grenzzäune erlitten hatten.
Nach dem Erreichen spanischen Gebiets zogen die überwiegend aus Mali stammenden Flüchtlinge mit Triumphgesängen zum Aufnahmelager. Das für weniger als 500 Flüchtlinge angelegte Camp beherbergt nach Angaben der Behörden nun etwa 1900 Menschen. Zur Unterbringung der Neuankömmlinge wurden Zelte aufgestellt.
Zahl der Flüchtlinge zu 2013 deutlich gestiegen
"Das kann nicht so weitergehen", sagte der Chef der Stadtregierung von Melilla, Juan José Imbroda. "Es müssen drastische Entscheidungen getroffen werden." Beim Anblick der einströmenden Massen habe man den Eindruck, eine Armee ziehe in die Stadt ein.
Die Massenanstürme auf die spanischen Exklaven Ceuta und Melilla hatten in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen. In den ersten zweieinhalb Monaten dieses Jahres überwanden mehr als tausend Flüchtlinge aus Ländern südlich der Sahara die Grenzzäune von Melilla. Das sind nach Erhebungen der Zeitung "El País" in etwa so viele wie im gesamten Jahr 2013.