Griechen vor dem drohenden "Grexit" "Wir brauchen jetzt gute Nerven"
Angst, Fatalismus, Hoffnung - die Reaktionen der Griechen auf den näherrückenden "Showdown" in der Schuldenkrise sind vielfältig. Ihr Erspartes haben aber viele längst abgehoben. Andere hoffen auf eine Einigung in letzter Minute.
Noch läuft alles normal beim Geldabheben am Bank-Automaten in Athen. Man kann so viel Euro bekommen, wie man möchte; es gibt auch keine Schlangen vor den Automaten. Denn die meisten Griechen haben ihr Erspartes längst abgehoben und irgendwo zu Hause versteckt. Vor lauter Angst, es könnte bald an den Automaten kein Geld mehr geben, oder schlimmer noch, bald könnte Griechenland den Euro verlieren. Das dürfe auf keinen Fall passieren, meint eine Bank-Kundin in Athen. Für sie sei es das Wichtigste, dass Griechenland in der Euro-Zone bleibt: "Selbst wenn wir dann länger unter der Sparpolitik leiden müssen. Dann ist das eben so. Aber wir müssen den Euro behalten. Darauf kommt's an." Sie fordert, Ministerpräsident Alexis Tsipras solle jetzt endlich nachgeben und einen Kompromiss mit den anderen Euro-Ländern unterschreiben.
Griechenland braucht einen ehrlichen Kompromiss
So einfach ist das aber nicht, meint hingegen ein 45-jähriger Techniker in Athen. Die anderen Euro-Länder würden ja verlangen, dass Griechenland noch mal Steuern erhöht und Renten senkt. Das gehe einfach nicht, meint der Mann: "Wir brauchen einen ehrlichen Kompromiss. Wir wollen in der Euro-Zone bleiben, aber wir wollen nicht gedemütigt werden. Das macht uns alles sehr zu schaffen, wir sind alle in Sorge!"
Die Tsipras-Regierung hat nichts gemacht
Viele Griechen stehen nach wie vor hinter ihrer Regierung. Sie finden es gut, dass Ministerpräsident Tsipras und Finanzminister Yannis Varoufakis die Griechen vor neuen Sparmaßnahmen bewahren wollen.
Viele Griechen hatten sich allerdings mehr erwartet von der Regierung Tsipras wie dieser Rentner in Athen: "Die Regierung hatte versprochen: Wir machen Schluss mit der Sparpolitik. Und was haben die gemacht in den vergangenen vier, fünf Monaten? Nichts! Ich bin sehr enttäuscht."
Eine Lehrerin stimmt ihm zu: "Die Zeit läuft davon und wir haben wirklich Angst. Wir müssen endlich eine Lösung finden. Die Arbeitslosigkeit steigt, die Wirtschaft geht den Bach runter, wir haben Angst, wohin das wohl noch führen wird."
Hoffnung auf Einigung in letzter Minute
Noch klammern sich die meisten Griechen an die Hoffnung, dass die Politiker in letzter Minute einen Kompromiss finden. Denn die Griechen wollen den Euro behalten, sonst wird alles noch viel schlimmer, fürchten sie. "Wir brauchen jetzt gute Nerven", meint ein Handwerker in Athen und sagt: "Griechenland hängt am seidenen Faden. Wir werden es schaffen, aber unter großen Opfern."