Erneut Tote bei Bootsunglücken Das Sterben im Mittelmeer geht weiter
Die Serie von Bootsunglücken im Mittelmeer reißt nicht ab. In der vergangenen Nacht sind vor den griechischen Inseln mindestens 22 Flüchtlinge ums Leben gekommen. Darunter 13 Kinder. Der griechische Ministerpäsident Tsipras warf der EU Unfähigkeit vor.
Bei zwei Bootsunglücken in der griechischen Ägäis sind in der Nacht mindestens 22 Menschen ums Leben gekommen. Laut griechischen Behörden befanden sich 13 Kinder unter den Opfern. Es sind die jüngsten einer Serie von Unglücken auf zunehmend stürmischer See bei der Überfahrt von der Türkei nach Griechenland.
In der Nähe der Insel Kalymnos starben nach Regierungsangaben 19 Menschen, 138 Flüchtlinge konnten gerettet werden. Bei einem weiteren Unglück in der Nähe von Rhodos kamen drei Flüchtlinge ums Leben, sechs Schiffbrüchige wurden gerettet.
Auch in der türkischen Ägäis starben vier syrische Kinder im Alter zwischen einem und vier Jahren. Das Boot mit 19 Menschen wurde auf dem Weg zur griechischen Insel Lesbos von einer Sturmböe erfasst und kenterte.
Allein in dieser Woche starben damit etwa 50 Menschen im östlichen Mittelmeer.
Trotz rauer See Hunderte Flüchtlinge pro Tag
Trotz des nahenden Winters und der rauen See machen sich nach wie vor Hunderte Menschen pro Tag auf die lebensgefährliche Reise von der Türkei auf die griechischen Inseln. Die Behörden auf den Inseln sind seit Monaten überfordert.
Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras warf im Athener Parlament der EU Unfähigkeit vor, das Problem zu lösen. Im Ägäischen Meer würden "nicht nur tote Kinder, sondern die gesamte Zivilisation von Europa angespült". Die Europäische Union erweise sich als zu schwerfällig, der Flüchtlingskrise zu begegnen.
"Ich schäme mich für die Unfähigkeit Europas"
Die Länder im Westen vergössen Krokodilstränen über ertrinkende Kinder in der Ägäis, täten aber wenig für die, die die Überfahrt überlebten, so Tsipras. "Ich schäme mich für die Unfähigkeit Europas, wirksam dieses Menschendrama anzugehen und das Niveau der Debatte, wo jeder versucht, die Verantwortung auf den anderen abzuschieben."
Er rief die EU-Partner auf, durch legale Einreisemöglichkeiten für Flüchtlinge die Krise zu entschärfen.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR warnte, dass sich das Schicksal der Menschen durch die schlechteren Wetterverhältnisse noch verschlimmere. Kritiker beschuldigen die EU-Grenzschutzagentur Frontex, die mit Patrouillenbooten entlang der Seegrenze unterwegs ist, Flüchtlingen in Seenot nicht zur Hilfe zu kommen.
Seit Jahresbeginn gelangten nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration mehr als eine halbe Million Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Griechenland. Allein auf der Insel Lesbos kamen in diesem Jahr mehr als 300.000 Flüchtlinge an. Insgesamt erreichten mindestens 700.000 Menschen auf Seeweg Europa. Mehr als 3200 Menschen kamen demnach bei ihrer gefährlichen Reise ums Leben, die meisten von ihnen Kinder.