Koalitionsgespräche auf morgen vertagt Papandreou tritt den Rückzug an
Griechenlands Ministerpräsident Papandreou hat zwar seinen Rücktritt angekündigt. Seine sozialdemokratische Partei konnte sich aber mit den Konservativen noch nicht auf einen Nachfolger einigen. Die Verhandlungen über eine Übergangsregierung würden morgen fortgesetzt, teilte das Büro von Staatspräsident Papoulias mit.
Von Thomas Bormann, ARD-Hörfunkstudio Istanbul
Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou hat in einer Fernsehansprache seinen Rücktritt angekündigt. In Kürze will er ihn bei Staatspräsident Karolos Papoulias einreichen. Er gab aber nicht bekannt, wer der neue Ministerpräsident werden soll. Dem potenziellen Nachfolger wünschte er allen erdenklichen Erfolg: "Ich werde der neuen Regierung zur Seite stehen und sie mit aller Kraft unterstützen, sowohl in Griechenland als auch im Ausland", so Papandreou.
In seiner Rede erklärte Papandreou auch, dass die politischen Kräfte kooperierten, um das finanziell angeschlagene Land aus der Krise zu holen. Trotz Differenzen habe man bei den Verhandlungen über eine Übergangsregierung eine Einigung erzielt. Griechenland werde alles unternehmen, um in der Eurozone zu bleiben. Außerdem werde das Land alle Sparauflagen der Kreditgeber erfüllen, die sich aus dem Rettungspaket ergeben, das Griechenland mit der EU und dem Internationalen Währungsfonds ausgehandelt hatte. "Heute geht auch eine Nachricht des Optimismus und der Sicherheit an alle Griechen", so Papandreou weiter, "wenn wir das Abkommen vom 26. Oktober umsetzen, werden die Probleme zwar nicht sofort gelöst, aber unser Kurs wird sicherer und wir werden bald wieder auf eigenen Beinen stehen können."
Zu den Auflagen dieses Abkommens zählt allerdings, dass Griechenland 30.000 Staatsbedienstete entlassen muss. Das wird keine leichte Aufgabe für die neue Regierung. Papandreou betonte, die neue Regierung werde auch weiter die Steuerhinterziehung bekämpfen, um das Land aus der Finanzkrise zu retten. Die beiden großen Parteien Griechenlands, die sozialdemokratische Pasok und die konservative Nea Dimokratia, hatten sich bereits am Wochenende darauf verständigt, eine große Koalition zu bilden. Die Verhandlungen hatten sich in die Länge gezogen, weil in beiden Parteien das Sparprogramm umstritten ist, vor allem in der Nea Dimokratia. Die neue Regierung soll nur für wenige Monate im Amt bleiben, dann sollen die Griechen ein neues Parlament wählen.