Griechenland auf Regierungssuche Ein bisschen Hoffnung
Kein Durchbruch, aber ein "gutes Omen" - so nennt Sozialistenchef Venizelos die Bereitschaft der Partei "Demokratische Linke" für eine große Koalition. Es gibt einen gemeinsamen Nenner: der Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone. Am Morgen traf Venizelos den Vorsitzenden der Konservativen Samaras, um die Chancen für eine Regierungsbildung auszuloten.
Von Thomas Bormann, ARD-Hörfunkstudio Istanbul
Evangelos Venizelos von der sozialistischen Partei Pasok hat seine Sondierungsgespräche begonnen - und es gibt einen leisen Hoffnungsschimmer. Die Partei "Demokratische Linke", die strikt gegen die Sparpolitik ist, kann sich eine Zusammenarbeit in einer großen Koalition vorstellen, zumindest für eine Übergangszeit von zwei Jahren. Zudem müsse die strenge Sparpolitik nach und nach durch eine Politik ersetzt werden, die Wachstum schaffe.
Venizelos sagte, dieser Vorschlag sei fast identisch mit den Zielen seiner Partei. Allerdings haben die beiden Parteichefs noch nicht vereinbart, wie eine solche Politik im Detail aussehen könnte. Venizelos zeigte sich nach dem Gespräch zuversichtlich, noch mehr Parteien für eine solche Koalition gewinnen zu können. Gemeinsamer Nenner soll sein, dass Griechenland in der Euro-Zone bleibt. Zunächst will er mit den Konservativen sprechen; später mit dem Bündnis der Radikalen Linken.
Zu Beginn seiner Sondierungen hatte Venizelos appelliert: "Alle politischen Kräfte müssen jetzt über ihre Schatten springen. Die Zeiten erfordern das. Wir werden unser Bestes tun, damit wir auch Ihre Arbeit erleichtern, Herr Präsident."
Damit griff Venizelos schon mal darauf vor, dass er mit seinem Versuch scheitern könnte. Dann nämlich müsste Staatspräsident Karolos Papoulias selbst alle sieben Chefs der im Parlament vertretenen Parteien zusammenrufen und versuchen, aus ihren Reihen eine Koalition zu finden. Scheitert auch dieser Versuch, müssten die Griechen im Juni erneut ein Parlament wählen.
Manche Bürger setzen auf die letzten Versuche, die Unregierbarkeit Griechenlands doch noch abzuwenden - so wie dieser Mann: "Ich hoffe, dass mit Hilfe der Vermittlung unseres Präsidenten die beste Lösung für unser Land gefunden wird. Wir brauchen keine Neuwahlen. Alle müssen einem Kompromiss zustimmen - für das Wohl des griechischen Volkes."
"Wir wollen Neuwahlen"
Andere aber bereiten sich schon auf Neuwahlen vor, wie diese Supermarkt-Angestellte, die das Bündnis der Radikalen Linken von Alexis Tsipras gewählt hat. Der Parteichef will Griechenland im Euro-Raum halten, aber gleichzeitig Schulden nicht zurückzahlen und die Sparpolitik beenden. "Wir wollen Neuwahlen, damit noch mehr Leute Herrn Tsipras wählen, damit wir eine bessere Zukunft haben", sagt die Frau. "Die alten Politiker haben uns in den Dreck geworfen."
Wasser auf die Mühlen von Tsipras und seiner Protestpartei ist die Meldung, dass die Arbeitslosigkeit erneut gestiegen ist - sie liegt nun bei fast 22 Prozent. Viele Griechen haben den Eindruck, die harte Sparpolitik verschlimmere die Krise immer mehr. Sollte also tatsächlich im Juni neu gewählt werden, könnten die radikalen Protestparteien sogar noch hinzugewinnen und dann sogar die Regierung stellen. Auch das will Venizelos verhindern - indem er weiter versucht, eine Regierung zu bilden, die Sparkurs-Befürworter und Sparkurs-Gegner eint.