Theater-Weltpremiere in London Harry Potter ist zurück
In London hat das Theaterstück "Harry Potter und das verwunschene Kind" Weltpremiere gefeiert. Viele Figuren sind bekannt, doch die Geschichte ist neu - und das Interesse riesig: Bis Mai 2017 ist alles ausverkauft. Kleiner Trost: Das Skript zum Stück erscheint als Buch.
Joanne K. Rowling, die Schöpferin der Harry-Potter-Saga, war nervös, als sie erneut ans Werk ging. "Um die Wahrheit zu sagen: Ich hatte nicht begriffen, wie viel Sorge ich eigentlich deswegen hatte. Es brachte mich zehn Jahre zurück, in die ganze Verrücktheit und den Hype um Harry Potter", sagt Rowling. "Das machte mir Angst. Ich wusste ja, wie viele Erwartungen daran geknüpft sein würden, und ich wollte die Fans nicht hängen lassen."
Jetzt aber hat Rowling mit "Harry Potter und das verwunschene Kind" etwas ganz neues geschaffen, gemeinsam mit dem Skript-Autor Jack Thorne und Regisseur John Tiffany. Ein insgesamt fünf Stunden langes Theaterstück - das ist länger als Hamlet.
Und das für ein Publikum, das für Harry Potter bereits ein Gesicht kennt - nämlich das aus den Filmen. Ein großes Wagnis - aber was für ein Zauber, den Rowling, Thorne und Tiffany da zu Papier und auf die Bühne gebracht haben. Es sei die magische Welt von Rowling, sagt Skript-Autor Thorne, und sie habe ihnen erlaubt, darin zu spielen.
Wie machen die das im Theater?
Und sie lassen ihrem Spieltrieb freien Lauf. Da verschwinden Stühle im Nichts, Harrys überladener Schreibtisch - er arbeitet im Ministerium für Zauberei - wird mit einem kurzen Schwenk des Zauberstabs aufgeräumt, und ein öffentlicher Telefonapparat verschluckt in Nullkommanichts drei Magier. Das Publikum fragt sich auch nach der Vorstellung noch fassungslos: Wie machen die das? Im Theater?
In "Harry Potter und das verwunschene Kind" sind alle wieder dabei: Harry, Hermine und Ron, die Malfoys und die Dursleys, der sprechende Hut und die maulende Myrthe, und noch viele mehr. Aber die Geschichte ist neu und voller Überraschungen. Teil acht beginnt dort, wo Band sieben aufhört: Am Bahnhof King's Cross.
Von dort reist Harrys Sohn Albus Severus Potter zum Zauberer-Internat Hogwarts. Dort landet Potter Junior im verhassten Haus Slytherin, sein bester Freund wird ausgerechnet Scorpius Malfoy, der Sohn von Harry Potters Erzfeind Draco Malfoy. Beide Jungs sind auf der Flucht vor der übermächtigen Erscheinung ihrer Väter.
Mit witzigen Dialogen ausgestattet
In Teil acht geht es um Freundschaft und Loyalität, um Verlässlichkeit und Abnabelung vom Elternhaus, um die Begegnung von Wirklichkeit und Zauberei. Rowling spielt mit Zeitreisen und Parallelwelten, mit Rückblenden, Tempo und Verschleppung. Sie knüpft an und sie setzt fort, kunstvoll zusammengewebt und von ihrem Co-Autor Thorne mit guten, oft witzigen Dialogen ausgestattet.
Keep the secret - bewahre das Geheimnis, wurde den Probe-Besuchern mit auf den Weg gegeben, und tatsächlich ist - auch nachdem Tausende das Stück bereits in den mehr als zwanzig Previews gesehen haben - kaum etwas vom Inhalt nach draußen gedrungen, nur Begeisterung.
Aufführung wird verlängert
Nun also die offizielle Weltpremiere, und dann werden tausende Potter-Fans die Nacht von Samstag auf Sonntag in den Buchhandlungen verbringen, denn nach zehn Jahren gibt es für sie endlich wieder eine Neuerscheinung: das Skript zum Stück.
Die Vorstellungen im Londoner West End sind bis Mai nächsten Jahres ausverkauft, die Veranstalter haben aber angekündigt, dass die Aufführung verlängert wird - bis Dezember 2017. Die 250.000 Karten gehen am Donnerstag in den Verkauf. Die Tickets kosten 15 bis 70 Pfund.