Proteste in Hongkong "Am Rand des totalen Zusammenbruchs"
Hongkong kommt nicht zur Ruhe. In vielen Teilen der Stadt herrscht Chaos. An der chinesischen Universität lieferten sich Demonstranten und Polizei heftige Straßenschlachten. Der Berufsverkehr lag zum Teil lahm.
Auch heute sind Tausende Menschen in Hongkong nicht oder zu spät zur Arbeit oder in die Schule gekommen. Viele Universitäten und Schulen in Hongkong blieben gleich ganz geschlossen. Den dritten Tag in Folge errichteten Aktivisten Barrikaden auf wichtigen Hauptverkehrsstraßen und störten den U-Bahn-Verkehr - unter anderem, indem sie sich in die Türen stellten und die Züge so nicht losfahren konnten. Der Betreiber schloss zahlreiche Stationen und stellte den Betrieb zeitweise auf mindestens sechs Linien teilweise oder ganz ein.
Die Demonstranten verwüsteten auch Züge und U-Bahnstationen.
Chaos durch Generalstreik
Am Montag hatten Aktivisten zu einem Generalstreik aufgerufen, seitdem herrscht in der ehemaligen britischen Kolonie teilweise Chaos. Die Hongkonger Polizei geht hart gegen die Demonstranten vor, bekommt die Lage aber nicht in den Griff.
Ein Polizeisprecher verurteilte das gewaltsame Vorgehen der Demonstranten scharf. Die Rechtsstaatlichkeit in der chinesischen Sonderverwaltungsregion befinde sich "am Rande des totalen Zusammenbruchs", sagte Kong Wing-Cheung von der Hongkonger Polizei. Maskierte Krawallmacher eskalierten rücksichtslos die Gewalt, in der "falschen Hoffnung", sie kämen ungestraft davon.
Damit bezog sich der Sprecher auch auf die gestrigen Zusammenstöße zwischen Aktivisten und der Polizei an mehreren Hochschulen der autonom verwalteten Stadt. Besonders gewaltsam waren die Auseinandersetzungen an der Chinesischen Universität. Bis weit in die Nacht standen sich Aktivisten und Polizei gegenüber. Gewaltbereite Demonstranten warfen Pflastersteine und Brandsätze in Richtung der Polizisten. Diese setzten Tränengas, Gummigeschosse und Wasserwerfer ein.
An der chinesischen Universität gab es schwere Zusammenstöße.
Proteste gegen Regierung und Polizeigewalt
Die Proteste in Hongkong dauern seit mehr als fünf Monaten an und werden zunehmend gewalttätiger. Am Anfang protestierten die Menschen in der ehemaligen britischen Kolonie noch gegen ein inzwischen zurückgezogenes Auslieferungsgesetz, das es möglich machen sollte, Menschen auch an die Behörden in Festlandchina zu überstellen.
Inzwischen richtet sich der Zorn der Demonstranten direkt gegen die Regierung Hongkongs, die de facto von der kommunistischen Staats- und Parteiführung in Peking eingesetzt worden ist - aber auch gegen die Polizei, die zunehmend brutaler gegen Demonstranten vorgeht.