Irans Teilausstieg aus Atomdeal Mit der Geduld am Ende
Seit die USA den Atomdeal aufgekündigt haben, hat sich die Wirtschaftskrise im Iran verschärft. Nicht nur die Führung, auch die Bevölkerung verliert die Geduld. Doch die US-Drohungen schweißen auch zusammen.
Ein Jahr lang hat der Iran sich an das Atomabkommen gehalten, obwohl die USA es aufgekündigt haben. Das hat ihm die Internationale Atomenergiebehörde immer wieder bestätigt. Aber jetzt verliert das Land die Geduld. Es will sich an einige Vereinbarungen nicht mehr halten.
Die Zeitungen im Iran haben es auf den Titelseiten: Man hat es satt zu warten, bis sich die Lage bessert. Die Geduld ist am Ende, das sagte nicht nur Präsident Hassan Rouhani. Auch Seyed, ein Mann um die 50, sieht keinen anderen Ausweg. "Das war das Beste, was wir haben machen können", sagt er. "Es muss Vergeltungsmaßnahmen geben. Wir können mit ihnen politisch nicht mithalten. Das ist offensichtlich."
Das sieht auch der Iranexperte Ali Fathollah-Nejad vom Brookings Institute in Doha so: Wie schon im Vorfeld des Atomabkommens 2015 sei es Teherans Ziel, nicht mit leeren Händen in Verhandlungen zu gehen, sagt er.
Wirtschaftskrise hat sich verschärft
Allerdings ist das Vertrauen vieler Iraner in den Vertragspartner USA erschöpft, seit Trump das Abkommen vor genau einem Jahr aufgekündigt hat. Auch der Teheraner Seyed hält von neuen Verhandlungen wenig. "Es war von Anfang an klar, dass sie niemals unseren Verpflichtungen nachkommen würden", glaubt er. "Weil sie sich in der Position der Macht befinden und wir in einer Position der Schwäche sind. Wir sollten nicht zu ihnen gehen, um die Meinungsverschiedenheit zu lösen."
Der Druck auf Teheran, etwas zu unternehmen, ist in den letzten Monaten gewachsen. Die Wirtschaftskrise im Land hat sich durch die US-Sanktionen weiter verschärft. Den Menschen geht es immer schlechter. Dadurch wurden sie immer unzufriedener mit der eigenen Führung. Trotzdem schweißen die Drohungen aus Washington zusammen.
Der Iran sei nicht alleine Schuld, sagt die junge Teheranerin Shima. "Auch die USA haben ihren Teil dazu beigetragen. Und jetzt verhalten sich beide wie sture Kinder."
"Dann greifen sie uns an"
Diese Sturheit könnte aber gefährlich werden, wird international befürchtet. Denn der Nahe Osten ist leicht zu erschüttern. Der deutsche Außenminister Heiko Maas appellierte denn auch, die Stabilität in der Region nicht zu gefährden. US-Außenminister Mike Pompeo warnt, ein Angriff des Iran stehe unmittelbar bevor. Dass Washington seinen Flugzeugträger Richtung Persischer Golf geschickt hat, hat die Menschen im Iran beunruhigt. "Wenn sie politisch nicht gewinnen können, greifen sie uns an", sagt Seyed. Darauf müsse man vorbereitet sein. "Da gibt es keine Alternative. Wir können nur kapitulieren oder uns auf Krieg einstellen."
Die junge Iranerin Shima dagegen will das am liebsten gar nicht so ernst nehmen. "Das ist doch alles nur Propaganda. Es wird keinen Krieg geben." Natürlich sei das nur ihre persönliche Meinung - Studien habe sie dazu nicht gelesen. Aber auch der Iran-Experte Ali Fathollah Nejad glaubt, dass im Moment vor allem verbal aufgerüstet wird.
Schon jetzt ist von weiteren US-Sanktionen gegen den Iran die Rede. Die Position für die verbliebenen Partner im Atomabkommen wird durch all das nicht leichter. Ihr Ziel sei es immer noch, daran festzuhalten, sagte Außenminister Maas.