Brexit-Rechnung Johnson will Kosten auf EU abwälzen
Der Streit zwischen der EU und Großbritannien über die Kosten des Brexits verschärft sich zusehends. Außenminister Johnson hat nun einen neuen Vorschlag vorgelegt. Brüssel solle die gesamten Kosten übernehmen - und dafür nennt er Gründe.
Der britische Außenminister Boris Johnson hat über die Kosten des EU-Austritts eine eigene Rechnung gemacht. Der Streit zwischen London und Brüssel wird damit nicht einfacher. Laut Johnson könnte die EU dazu gezwungen werden, die Kosten für den Brexit zu übernehmen. Die Europäische Union wolle sein Land ausbluten. Das sagte er der Zeitung "Daily Telegraph".
"Es gibt Vermögenswerte, die uns gemeinsam gehören und für die wir jahrelang bezahlt haben", sagt Johnson. Dies müsse gegengerechnet werden. "Wir können einfach gehen (ohne zu zahlen)", sagte er. "Kein Deal ist besser als ein schlechter Deal."
Rechnung über 100 Milliarden Euro möglich
Brüssel will Vermögenswerte wie EU-Gebäude bei den Scheidungskosten nicht verrechnen. Die Begründung: Sie gehören der EU als Rechtsperson, die bestehen bleibt. "EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker denkt, dass es das Hotel California ist, wo man auschecken kann, aber man kann niemals gehen. Er hat unrecht", sagte Johnson in Anspielung auf einen Eagles-Song.
EU-Ratspräsident Donald Tusk hatte erst kürzlich im Brexit-Streit zur Mäßigung aufgerufen. "Diese Verhandlungen sind so schon schwierig genug", sagte Tusk. "Wenn wir anfangen zu streiten, bevor sie überhaupt begonnen haben, dann werden sie unmöglich." Anlass war unter anderem ein Bericht der "Financial Times", wonach die EU Großbritannien mehr als 100 Milliarden Euro in Rechnung stellen könnte - eine Zahl, die von der EU allerdings nicht bestätigt wurde.
Die Brexit-Verhandlungen beginnen nach der britischen Parlamentswahl, die am 8. Juni stattfindet. Johnson warnte im "Daily Telegraph" vor einer Einflussnahme Russlands bei der vorgezogenen Wahl. Falls die Labour-Partei gewinne, würde der russische Präsident Wladimir Putin "jubeln". Die regierenden Konservativen liegen in Umfragen weit vorn.