Feiern zum EU-Beitritt Merkel sagt Reise nach Kroatien ab
Kanzlerin Merkel nimmt nicht an den Feiern zum EU-Beitritt Kroatiens am Sonntag teil. Die Reise sei "aufgrund anderweitiger Verpflichtungen" gestrichen, sagte Regierungssprecher Seibert. Kroatische Medien spekulieren hingegen über einen politischen Grund für die Absage.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihre Reise nach Kroatien anlässlich des EU-Beitritts des Landes abgesagt. Regierungssprecher Steffen Seibert teilte mit, der Kanzlerin sei es leider nicht möglich nach Zagreb zu reisen. Die Bundesregierung werde durch den Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Link, vertreten. Er wies Berichte kroatischer Zeitungen zurück, wonach es einen politischen Grund dafür gebe, dass Merkel nicht anreise.
Merkels Nichtteilnahme löste in Zagreb Streit und Aufregung aus. "Sie haben mit dem Feuer gespielt und sind jetzt verbrannt", kritisierte die Opposition im Parlament die Regierung. "Statt zu feiern, müssen wir uns schämen, weil die Regierung Verbrecher schützen will", sagte der frühere Außenminister Gordan Jandrokovic.
"Lex Perkovic"
Hintergrund ist die Affäre um den früheren Geheimdienstchef Josip Perkovic, den das Bundeskriminalamt am Mittwoch zur internationalen Fahndung ausgeschrieben hat. Er soll 1983 - damals noch im Dienst des inzwischen zerfallenen Vielvölkerstaats Jugoslawien - die Ermordung eines Dissidenten in Deutschland in Auftrag gegeben haben. Die kroatische Regierung will im Schnellverfahren zwei Tage vor ihrem EU-Beitritt im Parlament noch ein Gesetz verabschieden, das Perkovic vor seiner Auslieferung schützt.
Als 28. Land wird Kroatien am 1. Juli offiziell EU-Mitglied. Zehn Jahre dauerten die Beitrittsverhandlungen. Der Balkanstaat bringt jede Menge Probleme mit, allen voran die weit verbreitete Korruption.