Bundeswehr leitet ab sofort Mali-Mission Training unter deutschem Kommando
Die Bundeswehr übernimmt heute das Kommando über die EU-Ausbildungsmission in Mali. Dafür ist auch die Verteidigungsministerin in das westafrikanische Land gereist. Aber was genau machen deutsche Soldaten dort und wie gefährlich ist die Lage?
Von Stefan Ehlert, ARD-Hörfunkstudio Rabat
Im Januar 2013 standen verschiedene islamistische Gruppen in Mali kurz vor dem Sturm auf die Hauptstadt Bamako. Damals griff französisches Militär ein, und weil das malische Militär zu dem Zeitpunkt in einer desolaten Verfassung war, wurde eine Europäische Trainingsmission ins Leben gerufen, kurz EUTM.
Seitdem nehmen auch deutsche Soldaten an der Mission teil. Heute wird erstmals ein deutscher Offizier das Kommando der EUTM übernehmen.
Doch wie ist derzeit die Lage in Mali und was genau tut die Bundeswehr dort? Mit der Ausbildung einer Handvoll malischer Rekruten ging es vor zwei Jahren los. Inzwischen sollen ganze Bataillone durch die Hände der EU-Trainingsmission in Mali gegangen sein.
Nach wie vor Anschläge auf Blauhelme
Aus Ahnungslosen, die früher in Badelatschen Frontsicherung betreiben mussten, seien Pioniere geworden, sagt Leutnant Yusuf Diarra. Fühlten sich die Malier einst wie Kanonenfutter für die Dschihadisten, so gingen sie jetzt selbstbewusster in den Einsatz: "Das Training hier ist eine großartige Sache. Wir werden gut vorbereitet, um unseren Dienst zu tun. Wir sind der EUTM sehr dankbar. Und wir können es kaum erwarten, nach diesen zehn Wochen hier im Norden Malis eingesetzt zu werden, wir wollen den Feind besiegen und unser Land verteidigen", sagte Diarra.
Der Feind ist noch nicht besiegt. Vor allem der Norden Malis bleibt ein Pulverfass, auch nach dem Friedensschluss von Mitte Juni. Zwar haben selbst die Tuareg-Rebellen aus dem Norden das Abkommen von Bamako unterschrieben. Doch Anschläge auf Blauhelme der UN-Truppe Minusma oder die malische Armee kommen weiterhin vor.
Separatisten und radikale Islamisten gibt es nach wie vor, und zudem weiß keiner, wie lange der Frieden halten wird. Die EU-Trainingsmission bleibt angesichts dieser Lage hochwillkommen. Es sind rund 550 Soldaten aus 20 Nationen, die Bundeswehr ist daran zurzeit mit rund 150 Mann beteiligt.
Bundeswehr betreut Ausbildungskurse
In einem Trainingscamp in Koulikoro, 60 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bamako, lernen die malischen Soldaten im simulierten Gefecht ihr Handwerk. Gerade erst waren die Bundeswehrprofis Ausbilder in einem Schnellkurs für malische Fährkapitäne. Mit tonnenschweren Pontons den Nigerfluss überqueren zu können, ist ein strategischer Vorteil - den soll die malische Armee nutzen können.
Aber auch das Abräumen von Minen, Sprengfallen oder Blindgängern, der Auf- und Abbau von Straßensperren und dazu die Kommunikation will gelernt sein - all das effektiv und diszipliniert bei 40 Grad schwüler Hitze, ein Knochenjob sowohl für Ausbilder, als auch für Schüler. Umso besser, wenn die Chemie zwischen beiden Seiten stimmt.
Presseoffizier Hauptmann Timo Wirtz gab sich jedenfalls bei einer Stippvisite von Journalisten zufrieden: "Es ist ein armes Land, aber auch ein sehr schönes. Die Menschen sind vor allen Dingen sehr freundlich. Überall, wo ich gewesen bin, hat man immer in freundliche Gesichter gesehen und ist immer freundlich behandelt und aufgenommen worden. Also wir werden hier akzeptiert."
Malier sind engagiert bei der Sache
Die Moral sei hoch bei den Maliern, so hört man. Vorbei seien die Zeiten, da sie nach einem Training durch US-Militärs zum Feind über- oder gleich vor ihm davonliefen. Auf ihrem Stundenplan stehen auch Kriegsrecht und Menschenrechte:
Racheakte, wie sie der malischen Armee in der heißen Phase des Krieges vor zweieinhalb Jahren vorgeworfen wurden - sie sollen nicht mehr vorkommen.
Immer noch werden Blauhelme in Mali angegriffen.
Das Mandat der Bundeswehr ist vom Bundestag bis 2016 erweitert und auch die mögliche Zahl der deutschen Soldaten auf 350 erhöht worden. Lehren, trainieren, ausbilden - das ist ihr Job. An Kämpfen teilnehmen, das sagte Verteidigungsministerin von der Leyen bei einem Truppenbesuch vor einem Jahr ganz deutlich, dürfen sie nicht: "Nein, das Mandat umfasst das nicht, das ist eine reine Ausbildungsmission, umfasst zum Beispiel auch kein Mentoring, was eine Begleitung in einen Kampfeinsatz bedeuten würde, das ist hier ausgeschlossen."
Mit der Übernahme des Kommandos über die EU-Trainingsmission wächst die Verantwortung der Deutschen in Mali. Wann die Mission enden wird, ist derzeit nicht absehbar.