Länderprofil Nordkorea Land der stolzen Not
Nordkorea ist vor allem ein Produkt der japanischen Besatzung und der frühen Jahre des Kalten Krieges. Seine Geschichte ist auch heute noch dominiert vom "Großartigen Führer" und Staatsgründer Kim Il Sung, der die Geschicke des Landes beinahe ein halbes Jahrhundert lang lenkte. Die Gegenwart bestimmt allerdings inzwischen der Kampf gegen den Mangel - und die Konfrontation mit den USA.
Von Christian Radler, tagesschau.de
Nach Ende des Koreakrieges (1950-1953) führte der ehemalige Guerilla-Kämpfer Kim Il Sung den Kommunismus ein. Das Leitmotiv des staatlichen Handelns war die so genannte Juche-Philosophie, die die völlige Unabhängigkeit Nordkoreas zum Ziel hatte. Kim Il Sung baute - wohl auch eingedenk der kolonialen und kriegerischen Vergangenheit Koreas - besonders die Rüstungsindustrie aus. Zum geheimen Exportschlager wurden auf diese Weise Waffen, die überwiegend an andere Schwellenländer gehen.
Kollaps soll unmittelbar bevorstehen
Trotz einiger hundert Millionen Dollar Erlös aus Exporten (Metalle, Mineralien und landwirtschaftliche Produkte) haben Jahrzehnte der Isolation und Planwirtschaft sowie einige katastrophale Missernten das Land in eine existenzielle Krise geführt. Analysten sehen das Regime, das Kims Sohn Kim Jong Il 1997 offiziell übernommen hat, vor dem baldigen Kollaps. Nordkorea werde lediglich vom Kult um den "Geliebten Führer" und seinen Vater, den "Großartigen Führer" zusammengehalten.
Schon zwei Millionen verhungert?
Internationale Hilfsorganisationen glauben, dass seit Mitte der 90er Jahre bis zu zwei Millionen Menschen wegen Missernten und wirtschaftlichen Fehlentscheidungen verhungert sind. In diesem Winter soll bis zu einem Viertel der knapp 23 Millionen Menschen in Nordkorea von internationaler Nahrungsmittelhilfe abhängen. Unter den Geldgebern für die Programme ist - neben den USA - auch Südkorea, das Pjöngjang seit jeher als Marionette Washingtons beschimpft hat. Widerstrebend akzeptiert Nordkorea die internationale Hilfe zwar. Allerdings nie, ohne sich - trotz aller Not - seinen Stolz zu bewahren.
"Sonnenscheinpolitik" leitet kleine Wende ein
Zu einer Tauwetterphase kam es im Jahr 2000 nach einem Besuch des südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung in Pjöngjang. Kim Jong Il holte ihn am Flughafen ab - ein Zeichen großer Herzlichkeit, zumal der Gastgeber einige Hunderttausend Landsleute mitbrachte und eine pompöse Begrüßungszeremonie veranstalten ließ. Die "Sonnenscheinpolitik" (wie die Initiative des Südens hieß), die sich vor allem in wirtschaftlicher Kooperation ausdrückte, sollte den Dialog zwischen den beiden Koreas anstoßen. Seither kam es zu symbolschwangeren Familienzusammenführungen; die Bahngleise zwischen Nord und Süd werden repariert; der Konzern Hyundai lässt in einer Sonderzone nördlich der Grenze Autos montieren.
Lesen Sie auch Teil 2 des Länderprofils:
Aufnahme in der "Achse des Bösen"