Hintergrund

Überblick Weltweites Netzwerk des Terrors

Stand: 30.08.2007 12:47 Uhr

Terrorgruppen gibt es nicht nur im Nahen und Mittleren Osten, sondern sie agieren weltweit. Doch Momentan richtet sich das Interesses auf radikal-islamische Gruppen. Sie verbindet der Kampf gegen Israel und der Anti-Amerikanismus - allerdings in unterschiedlich starkem Maße. Ein Überblick.

Im Mittelpunkt des weltweiten Interesses steht seit den Anschlägen auf New York und Washington "Al Kaida", die Organisation des Islamistenführers Osama bin Laden. Islamistische Terrorgruppen haben ihren Sitz vor allem im Nahen und Mittleren Osten, aber auch in Europa, Fernost und Südamerika agieren radikale Organisationen. Wie weit sie untereinander vernetzt sind, ist schwer zu sagen.

Die radikal-islamischen Gruppen eint der Hass auf Israel und die USA, der jedoch nicht für alle an erster Stelle steht. Als Geldgeber gelten der Irak, Iran und Bin Laden sowie Syrien, Libyen und private Spender aus Saudi-Arabien.

Ihre weltweiten Kontakte nutzen die Terroristen unter anderem für die logistische Vorbereitung von Anschlägen. Geldbeschaffung, Geldwäsche und die Bereitstellung von "Ruheräumen" für Terroristen sind weitere Knotenpunkte im Netzwerk. Ein Überblick über die wichtigsten radikal-islamischen Gruppen:

GAMAA EL ISLAMIJA (ISLAMISCHE GRUPPE)

Gamaa el Islamija ist die größte radikale Moslem-Gruppe in Ägypten. Sie bekämpfte von 1992 bis 1997 die Regierung in Kairo mit dem Ziel, einen reinen islamischen Staat zu gründen. Den gewalttätigen Auseinandersetzungen fielen mehr als 1200 Ägypter und zahlreiche ausländische Touristen zum Opfer. Im März 1998 riefen die Anführer der Gruppe nach Verhaftungen und Tötungen zahlreicher Mitglieder und offenbar wegen finanzieller Probleme einen Waffenstillstand aus. Viele Gamaa-Mitglieder sollen anschließend von Bin Laden rekrutiert worden sein und sich seiner anti-amerikanischen Gruppe angeschlossen haben.

EL DSCHIHAD (HEILIGER KRIEG)

El  Dschihad ist die zweitgrößte militante Moslem-Gruppe in Ägypten. Sie wurde 1998 erheblich geschwächt, nachdem ihr Chef Ajman Sawahri eine Allianz mit Bin Laden verkündet hatte. Viele hochrangige Vertreter von El Dschihad waren gegen das Bündnis mit Bin Laden. Sie befürchteten, dadurch an Einfluss zu verlieren und zum Ziel für mögliche US-Angriffe zu werden. Nach den Bombenanschlägen auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania 1998 wurden zahlreiche Mitglieder der Gruppe in osteuropäischen und arabischen Staaten festgenommen und nach Ägypten ausgeliefert. Sawahri gilt mittlerweile als rechte Hand Bin Ladens. Seine Anhänger haben sich Bin Ladens Gruppe El Kaida angeschlossen.

GIA (BEWAFFNETE ISLAMISCHE GRUPPE)

Die GIA gilt als die radikalste Moslem-Gruppe in Algerien. Sie wurde in den achtziger Jahren von Algeriern gegründet, die gemeinsam mit Bin Laden in Afghanistan gegen den Einmarsch der Sowjet-Truppen gekämpft hatten. Die GIA liefert sich seit Jahren gewalttätige Auseinandersetzungen mit den algerischen Streitkräften. Dabei sind bislang mehr als 100.000 Menschen ums Leben gekommen. Ihr Ziel ist die Errichtung eines islamischen Staates. Bin Laden wird verdächtigt, das GIA-Netzwerk für seine Aktivitäten in Europa zu nutzen.

HAMAS (ISLAMISCHE WIDERSTANDSBEWEGUNG)

Hamas ist die größte radikale Palästinenser-Gruppe. Sie hat stets betont, sie werde niemals ein anderes Land als Israel angreifen. Die Gruppe entstand während des ersten Palästinenser-Aufstands von 1987 bis 1993. Sie hat sich zu zahlreichen Selbstmordanschlägen auf israelische Einrichtungen bekannt. Bei einem der heftigsten Anschläge sprengte sich ein Hamas-Mitglied im Juni diesen Jahres vor einer Diskothek in Tel Aviv in die Luft und riss 21 Israelis mit in den Tod. Hamas ist nach der Fatah-Bewegung von Palästinenser-Präsident Jassir Arafat die größte Organisation der Palästinenser.

ISLAMISCHER DSCHIHAD

Die radikale Palästinenser-Gruppe Islamischer Dschihad hat Ende der neunziger Jahren zahlreiche Selbstmordanschläge gegen israelische Ziele verübt. Seit Beginn des jüngsten Palästinenser-Aufstands gegen die israelischen Besatzer vor rund einem Jahr hat die Gruppe ihren Kampf wieder aufgenommen. Die Organisation unterhält enge Beziehungen zum Iran. Ihre Führung sitzt in Syrien. Die Gruppe will sich nach eigenen Angaben bei ihren Anschlägen auf israelische Ziele beschränken und keine "zweitrangige Frontlinie" zu den USA errichten.

HISBOLLAH (PARTEI GOTTES)

Die radikale Islamisten-Organisation Hisbollah wurde nach dem Einmarsch israelischer Truppen im Libanon von den Iranischen Revolutionsgarden gegründet. Die Hisbollah-Kämpfer werden von Syrien und dem Iran unterstützt. Auch nach dem Rückzug der israelischen Truppen nach 22 Jahren aus dem Südlibanon im Mai vergangenen Jahres hat die Gruppe im umstrittenen Grenzgebiet, der Schebaa-Farmen, ihre Angriffe gegen Israel fortgesetzt. Aus ihrer Sicht ist die Besatzung noch nicht beendet, obwohl die UNO den Abzug bestätigt hatte. Die Hisbollah wird für einige Bombenanschläge auf US-Ziele im Libanon verantwortlich gemacht.

ABU SAYYAF

Die südostasiatische islamistische Gruppe Abu Sayyaf machte mit der Entführung von 21 - unter anderem deutschen - Geiseln im April 2000 Schlagzeilen. Unter dem Befehl verschiedener Kommandeure kämpft die kleine, aber äußerst radikale Gruppe für einen unabhängigen islamischen Staat auf den südlichen Philippinen.