Mehr als 20 Jahre an der Macht Porträt: Aufstieg und Fall eines Diktators
Mehr als 20 Jahre hatte Saddam Hussein das Land über Familienbande und Spitzelwesen im eisernen Griff. Er führte Kriege gegen Iran und Kuwait, ließ Gegner foltern und ermorden. Mit ihrer Invasion im Irak stürzten die USA den Diktator im April 2003.
Das Todesurteil ist vollstreckt: Der irakische Ex-Diktator Saddam Hussein wurde in Bagdad durch den Strang hingerichtet.
Der fast 70-Jährige wurde am 28. April 1937 bei Tikrit als Sohn einer Bauernfamilie in ärmlichen Verhältnissen geboren. Saddam wuchs überwiegend bei seinem Onkel Khairallah auf, einem glühenden arabischen Nationalisten, der den NS-Diktator Adolf Hitler verehrte und prägend für Saddam war. Mit ihm zog er im Alter von 18 Jahren nach Bagdad, wo er bis 1969 Rechtswissenschaften studierte.
Begeisterter Anhänger der illegalen Baath-Partei
Schon zu Schulzeiten begeisterte sich Saddam für die nationalrevolutionären Ziele der damals noch illegalen Baath-Partei. 1957 wurde er deren Mitglied. Zwei Jahre später gehörte er dem Führungskommando an, das von der Baath-Partei beauftragt war, Diktator General Abdel Karim Kassem zu ermorden. Das Attentat misslang, und Hussein floh nach Syrien, wo Baath-Gründer Michel Aflaq sein politischer Mentor wurde. 1963 kehrte er in den Irak zurück.
1979 übernahm er als Staats- und Regierungschef, Generalsekretär der Baath und Oberbefehlshaber der Streitkräfte die Macht. Kaum im Amt, nahm Hussein einen Putschversuch zum Anlass einer blutigen "Säuberung", der viele bedeutende Partei- und Regierungsmitglieder zum Opfer fielen. Obwohl ohne militärische Ausbildung, ließ er sich 1973 in den Rang eines Generalleutnants erheben und 1976 zum General ernennen.
Frauenrechte, Bildung und Überwachungsstaat
Innenpolitisch sammelte Hussein Pluspunkte, indem er den 1972 verstaatlichten Erdölsektor nutzbringend in die Volkswirtschaft integrierte, den Analphabetismus erfolgreich bekämpfte, Frauen sämtliche Berufsrechte einräumte und Privatwirtschaft zuließ. Andererseits baute er einen perfiden Überwachungsstaat auf, besetzte Schlüsselpositionen mit Angehörigen seines Familienclans und setzte einen maßlosen Personenkult in Gang. Bei den ersten Parlamentswahlen seit dem Sturz der Monarchie erzielte die Baath-Partei im Juni 1980 erwartungsgemäß eine klare Mehrheit.
Außenpolitisch befürwortete Hussein eine enge Zusammenarbeit mit der damaligen Sowjetunion. 1980 ließ Hussein die Armee in den Iran einmarschieren. Aus der Besetzung von beanspruchten Gebieten im iranischen Südwesten entwickelte sich ein langer, für beide Seiten verlustreicher Krieg, der 1988 mit einem Waffenstillstand endete. Dank massiver Kredithilfe der arabischen Ölstaaten und umfangreicher Waffenhilfe aus West und Ost konnte sich Hussein am Ende des Ersten Golfkrieges als "halber Sieger" gegen das weltweit isolierte iranische Khomeini-Regime feiern lassen, obwohl seine rücksichtslosen Giftgaseinsätze, bei denen zehntausende Kurden ermordet wurden, heftig kritisiert wurden.
1990: Einmarsch in Kuwait
Im März 1990 geriet Husseins Rüstungspolitik ins Zwielicht, als britische und amerikanische Zollbeamte den illegalen Export elektronischer Bauteile zur Herstellung nuklearer Sprengköpfe in den Irak vereitelten. Im Juli desselben Jahres nutzte Hussein die Diskussion um Preise und Exportquoten bei der arabischen Ölförderung zu Drohgebärden gegenüber Kuwait, dem er vorwarf, er überziehe die Opec-Exportquoten, um den Ölpreis niedrig zu halten und damit dem Irak zu schaden. Hintergrund der Drohungen waren vielmehr Territorialansprüche des Irak, der seit langem auf einen freien Zugang zum Persischen Golf drängte. Unter dem Vorwand der Unterstützung einer kuwaitischen Revolution marschierten am 2. August 1990 irakische Truppen in Kuwait ein und besetzten das Land.
In der Folge verhängte der UN-Sicherheitsrat in einer Reihe von Resolutionen schärfere Sanktionen gegen den Irak. Dieser zeigte sich jedoch unnachgiebig und versuchte, die Kuwait-Annexion mit einer "Gesamtlösung der Nahostfrage" zu verbinden. Am 17. Januar 1991 begann unter US-Führung der Krieg der Alliierten gegen den Irak, der mehrere Wochen dauerte. Kriegsschulden von rund 80 Milliarden US-Dollar und der jahrelange UN-Boykott stürzten die irakische Bevölkerung in bittere Armut.
Sturz im April 2003
Das angebliche Streben Saddam Husseins nach Massenvernichtungswaffen nahmen die USA zum Anlass, in den Irak einzumarschieren und den Diktator im April 2003 zu stürzen. Saddam konnte fliehen. Am 14. Dezember spürten ihn US-Soldaten auf einem Bauernhof in der Nähe seines Heimatortes auf und präsentierten ihn im Fernsehen. Seinen im Oktober 2005 begonnen Prozess nutzte Saddam immer wieder zu Hasstiraden gegen die "ausländischen Besatzer". Bis zum Schluss wiederholte er: "Ich bin immer noch der rechtmäßige Präsident des Iraks."