Internationale Geberkonferenz in Stockholm Mehr Hilfe für Libanon als erwartet
Bei der Geberkonferenz für den Libanon ist fast doppelt so viel Geld zugesagt worden wie erwartet. Insgesamt stellten die 60 beteiligten Länder mehr als 900 Millionen Dollar in Aussicht. Laut dem libanesischen Ministerpräsidenten Siniora haben die israelischen Bombardements Schäden in Milliardenhöhe hinterlassen.
Bei der Geberkonferenz in Stockholm hat die libanesische Regierung Hilfszusagen in Höhe von mehr als 900 Millionen Dollar erhalten. Das ist fast doppelt so viel wie die vom Gastgeberland Schweden angepeilten 500 Millionen Dollar. Das Geld sei für den Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes bestimmt, sagte der schwedische Außenminister Jan Eliasson vor den Delegierten. Rund 350 Vertreter von 60 Staaten und von internationalen Organisationen hatten in Stockholm über den Wiederaufbau des Landes beraten.
Deutschland will 22 Millionen Euro beitragen
Für die Bundesregierung sagte Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul 22 Millionen Euro zu. Das Geld solle für die Verbesserung von Grenzkontrollen sowie die Wiederherstellung der Wasserversorgung eingesetzt werden. Die EU hatte bereits gestern 42 Millionen Euro in Aussicht gestellt, die USA 230 Millionen Dollar. Großbritannien will etwa 35 Millionen Euro und Frankreich 19,3 Millionen Euro geben. Eine Reihe arabischer Staaten, allen voran Saudi-Arabien, hat bereits in großem Umfang Nothilfe für den Libanon geleistet.
Siniora spricht von Milliardenschäden
Der libanesische Ministerpräsident Fuad Siniora hatte zum Auftakt der Konferenz die direkten Schäden der israelischen Bombardements auf mehrere Milliarden Dollar beziffert. Hinzu kämen indirekte Auswirkungen etwa auf den Tourismus. Nach Angaben der EU-Kommission wurden während der Bombardierung des Libanon durch die israelische Armee mehr als 20 Brücken, 535 Straßen und über 1800 Gebäude zerstört.
Den Sofortbedarf seines Landes für erste Wiederaufbaumaßnahmen bis Dezember schätzte Siniora auf 530 Millionen Dollar. Dabei gehe es um Notunterkünfte für 30.000 Familien, Minenräumung sowie Instandsetzung von Brücken und Straßen. Vermutungen, die in Stockholm zugesagten Hilfsgelder könnten an die auch im libanesischen Kabinett vertretene radikal-islamische Hisbollah fließen, bezeichnete der Ministerpräsident als "völlig haltloses Gerücht".
Heftige Kritik an Israels Blockade-Politik
Die Stockholmer Konferenz wurde von scharfer Kritik an Israels See- und Luftblockade gegen den Libanon geprägt. Siniora sagte: "Israel unterminiert damit die Beseitigung der Kriegsschäden." Ebenso wie Siniora verlangte auch der schwedische Regierungschef Göran Persson ein sofortiges Ende der "für den Libanon demütigenden Blockade". Israel, Syrien und Iran waren zu dem Treffen in Stockholm nicht eingeladen worden.
Im bewaffneten Konflikt zwischen der Hisbollah und Israel, der am 12. Juli begann und am 14. August durch eine Waffenruhe vorläufig beendet wurde, starben etwa 1100 Libanesen und 150 Israelis.