Jahrestag des Sieges über die Nazis Putins Parade - Putins Propaganda
In Moskau hat die traditionelle Militärparade zum Gedenken an den Sieg im Zweiten Weltkrieg stattgefunden. Putin nutzte sie, um den Krieg gegen die Ukraine als angebliche Fortsetzung des Kampfes gegen Nazis darzustellen.
1945 war das Ende des Zweiten Weltkriegs zuerst am 8. Mai im Hauptquartier der US-Truppen im französischen Reims besiegelt worden. Dann wurde die Zeremonie der deutschen Kapitulation auf sowjetischen Wunsch im Hauptquartier der Roten Armee in Berlin-Karlshorst am 9. Mai wiederholt. Seither erinnert Russland an diesem Tag an die bedingungslose Kapitulation Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg vor 79 Jahren - mit landesweiten Paraden. Auch heute.
Schlag 10 Uhr Moskauer Zeit - also um 9 Uhr in Deutschland - begann die Zeremonie zur Erinnerung an den Sieg über den Hitler-Faschismus; das Ende des "Großen Vaterländischen Krieges" vor 79 Jahren. Auf der Tribüne: Veteranen, Kirchen- und Medienvertreter, hochrangige russische Militärs.
Staatsgäste sind wichtig für Putin
Auch Staatsgäste wie die Präsidenten von Laos, Kasachstan, Turkmenistan, Usbekistan oder Belarus waren dabei - wichtig vor allem, um zu zeigen, dass Russland auch in Zeiten des Krieges gegen die Ukraine international nicht isoliert ist. Und wichtig vor allem für Wladimir Putin.
Im März wurde Putin - auch mit Hilfe von Wahlmanipulation - zum fünften Mal in das Amt des Staatspräsidenten gewählt, vor zwei Tagen erst vereidigt.
"Immer in Kampfbereitschaft"
Putin nahm diesen 9. Mai - den er selbst "heiligen Volksfeiertag" nannte - zum Anlass, seine übliche Propaganda vorzutragen. Er stellte sich erneut als gegenwärtigen Kämpfer gegen den Faschismus dar, die Führung der Ukraine ist für ihn immer eine Gruppe "Nazis". In seiner Rede sagte Putin:
Revanchismus, eine Verhöhnung der Geschichte und der Versuch, gegenwärtigen Nazismus zu rechtfertigen, sind Teil der Gesamtpolitik der westlichen Eliten, immer mehr regionale Konflikte, ethnischen und interreligiösen Hass zu schüren und souveräne, unabhängige Zentren der Weltentwicklung einzudämmen.
"Unabhängige Zentren der Weltentwicklung" - also zum Beispiel Russland. Als Präsident des Landes wolle er einen Weltkrieg verhindern, sagte Putin. "Aber gleichzeitig werden wir uns von niemandem bedrohen lassen. Unsere strategischen Kräfte sind immer in Kampfbereitschaft."
Putin nutze seine Rede vor allem auch zu Angriffen auf "die westlichen Eliten".
Demonstration der Stärke
Eine Anspielung auf Überlegungen in den zurückliegenden Tagen: Westliche Soldaten könnten in der Ukraine gegen Russland kämpfen, ihre Waffen gegen russisches Territorium zum Einsatz kommen. Das Wort Krieg nahm Putin im Zusammenhang mit der Ukraine nicht in den Mund. Wie immer nannte er ihn auch heute "militärische Spezialoperation":
Wir begehen den Tag des Sieges während einer militärischen Spezialoperation. Alle Teilnehmer, diejenigen, die an vorderster Front stehen, sind unsere Helden. Wir bewundern Eure Widerstandsfähigkeit, Euer Engagement und Eure Selbstopfer. Ganz Russland ist mit Euch.
Rund 9.000 Militärangehörige - darunter mehr als 1.000 Soldaten, die in der Ukraine im Einsatz sind - marschierten in einer Parade über den Roten Platz, begleitet von einem "T34"-Panzer aus dem Zweiten Weltkrieg, Raketenwerfern, Flugabwehr- und Interkontinental-Raketen. Die Luftwaffe gab eine Show ab - eine Demonstration der Stärke Russlands, auch 79 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung hieß es, das Hauptquartier der Roten Armee habe sich in "Berlin Adlerhorst" befunden. Das ist falsch. Richtig ist Berlin-Karlshorst. Wir haben das entsprechend korrigiert.
Mehr zum Hintergrund dieser und anderer Korrekturen finden Sie hier: tagesschau.de/korrekturen