Präsidentenwahl Montenegro Geglücktes Comeback für Djukanovic
Djukanovic triumphiert bei der Präsidentenwahl in Montenegro: Der seit mehr als zwei Jahrzehnten entweder als Staats- oder Regierungschef amtierende Politiker hat es noch einmal geschafft.
Das Comeback ist geglückt. Wahlsieger Milo Djukanovic tritt am späten Abend vor seine jubelnden Anhänger: "Es ist der Augenblick gekommen, sagen zu können, dass wir unsere Versprechen erfüllt und einen weiteren wichtigen Sieg errungen haben für die europäische Zukunft Montenegros."
Die Annäherung an die EU war das Leitmotiv des Wahlkampfes von Djukanovic. Trotz der engen Bindung seines Landes zu Russland will der 56-Jährige Montenegro stärker in Europa integrieren. Brüssel hält eine EU-Mitgliedschaft bis 2025 für möglich.
"Dieses Wahlergebnis verstehe ich als eine Bestätigung der Entschlossenheit Montenegros seinen Weg in Richtung EU fortzusetzen, hin zu einer europäischen Lebensqualität für alle unsere Bürger, hin zur Vollmitgliedschaft in der Europäischen Union", erklärte der Wahlsieger am Wahlabend.
Wenig Gegenwind von der Opposition
Die zersplitterte montenegrinische Opposition hatte Djukanovic wenig entgegenzusetzen. Insgesamt waren sechs weitere Kandidaten angetreten. Drei von ihnen bekamen weniger als ein Prozent der Stimmen.
Der Zweitplatzierte parteilose Wirtschaftsexperte Milan Bojanic erreichte rund 34 Prozent der Stimmen, weil er von mehreren Oppositionsparteien unterstützt wurde. Am Wahlabend ging Bojanic hart mit dem Wahlsieger ins Gericht: "Ich werde nicht gratulieren, weil ich nicht weiß, wozu ich gratulieren sollte. Wäre ich an Djukanovics Stelle würde ich mich heute schämen und nicht feiern."
Bojanic wirft Djukanovic vor, autoritär zu herrschen und in zweifelhafte Geschäfte verwickelt zu sein. Weil er mehr als ein Drittel der Stimmen auf sich vereinen konnte gilt Bojanic für die zersplitterte Opposition nun als Hoffungsträger. Konkretes wollte Bojanic am Wahlabend nicht sagen, aber er erklärte:
Ich werde meinen Kampf fortsetzen, um Montenegro von Djukanovics Diktatur zu befreien. Wie genau, werden wir noch sehen. Auf jeden Fall stehe ich bereit, den oppositionellen Kräften dabei zu helfen, die Bürde der Regierung Djukanovics abzuwerfen.
Hoffnungsträger für die Opposition: Der Zweitplatzierte Milan Bojanic
2016 als Ministerpräsident zurückgetreten
Djukanovic war 2016 als Ministerpräsident zurückgetreten und hatte sein Amt an einen Vertrauten weitergegeben. Seine überraschende Kandidatur für das in Montenegro eher unbedeutende Präsidentenamt erklären Beobachter mit der Sorge seiner schwächelnden sozialistischen Partei vor einer Erosion nach einer möglicher Wahlschlappe. Deshalb habe man sich entschieden, den politischen Übervater ins Rennen zu schicken.
Boris Raonic von der Nichtregierungsorganisation Bürgerallianz aus Podgorica, erinnert daran, dass Djukanovic von 1998 bis 2002 schon einmal Staatspräsident war: "Damals war er mächtiger als der Ministerpräsident und seine Berater waren mächtiger als einige Minister. Diese Machtkonzentration wird in der kommenden Zeit sehr interessant sein."
Djukanovic und seine Demokratische Partei der Sozialisten regieren Montenegro seit fast 30 Jahren. 2006 führten sie das Land zunächst zur Unabhängigkeit von Serbien und im vergangenen Jahr in die NATO. Noch-Staatspräsident Filip Vujanovic, der ebenfalls den Sozialisten angehört, ist wegen der Begrenzung der Amtszeiten nicht noch einmal bei der Wahl angetreten.