Die nordirakische Metropole Mossul Von der aufgeklärten Stadt zur IS-Hochburg
Einst war Mossul eine bedeutende Wirtschaftsmetropole und galt als eine der aufgeklärtesten Städte im Nahen Osten. 2014 konnte der IS Mossul ohne große Gegenwehr der irakischen Armee einnehmen. Ein Überblick.
Die nordirakische Wirtschaftsmetropole Mossul liegt rund 400 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Bagdad am Ufer des Tigris. Neben großen Erdölraffinerien ist dort auch die Textilverarbeitung von wirtschaftlicher Bedeutung. Schon in seiner frühen Geschichte war das bedeutende Zentrum auf der Handelsroute zwischen Indien, Persien und dem Mittelmeer bekannt für Lederprodukte und feine Baumwollstoffe - der Stoff Musselin ist nach Mossul benannt.
Einst Wissenschaftshochburg
Mossul galt lange als eine der aufgeklärtesten Städte im Nahen Osten. Sie beherbergte eine renommierte medizinische Hochschule, eines der größten Ausbildungs- und Forschungszentren der Region. Einige der historischen Gebäude in Mossul stammen aus dem 13. Jahrhundert. Zu den bekanntesten gehören die Große Moschee und die Rote Moschee, mehrere islamische Schreine und Kirchen. Die IS-Extremisten haben viele der historischen Stätten zerstört.
Die Stadt ist ein Zentrum sunnitischer Araber. Der Ort war aber immer auch Heimat anderer Ethnien und Konfessionen wie Christen, Kurden, Turkmenen oder Jesiden. In der Hauptstadt der Provinz Ninawa sollen noch etwa 1,5 Millionen Menschen leben.
Mossul wird seit Jahren von Gewalt und Terror erschüttert. Nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Saddam Hussein im Jahr 2003 flohen zahlreiche Anhänger des gestürzten Regimes nach Mossul. Viele von ihnen verbündeten sich später mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), um gegen die schiitisch dominierte Regierung in Bagdad zu kämpfen.
2014 vom IS eingenommen
Im Juni 2014 brachte der IS die Metropole unter seine Kontrolle und errichtete ein Terrorregime. Die irakische Armee leistete kaum Widerstand. Rund 30.000 Soldaten sollen vor 800 anrückenden militanten Islamisten geflohen sein. In der Großen Moschee von Mossul rief der Anführer der IS-Miliz, Abu Bakr al-Bagdadi, Muslime weltweit auf, in die Region zu kommen und ihn beim Dschihad zu unterstützen. Es war der erste öffentliche Auftritt des selbst ernannten Kalifen. Wie in anderen eroberten Regionen vernichteten die Extremisten auch in Mossul Dutzende historische Denkmäler. Im städtischen Museum wurden Jahrtausende alte Statuen aus assyrischer Zeit zerstört.
Mossul erlebte schon in den letzten Tagen der Herrschaft Saddam Husseins eine Zeit des sunnitischen Extremismus, dem Nonnen und andere Christen zum Opfer fielen. In den folgenden Jahren kam es zu einem Massenexodus der Christen. Die Stadt war zur Zeit von Präsident Hussein als "Stadt der Millionen Offiziere" bekannt. Der Machthaber stammte selbst aus einer sunnitischen Familie und rekrutierte einen Großteil der Führung von Armee, Geheimdienst und Polizei aus Mossul und Umgebung.