Gepäckverlust auf Flughäfen 33 Millionen Koffer weltweit allein unterwegs
Rund 10.000 Gepäckstücke pro Tag sind 2008 auf EU-Flughäfen verloren gegangen. Weltweit wurden rund 33 Millionen Gepäckstücke vermisst, teilte die EU-Kommission mit, davon kehrten etwa 15 Prozent nie zu ihrem Besitzer zurück. Jetzt will die Kommission prüfen, was verbessert werden kann.
Von Cai Rienäcker, SWR-Hörfunkstudio Brüssel
Im März dieses Jahres spitzte sich die Situation am Londoner Flughafen Heathrow dramatisch zu. Wegen massiver Probleme am neuen Terminal 5 kam es zum Gepäck-Supergau. Die Koffer stauten sich, es entstanden Gepäckberge, die in London niemand mehr abarbeiten konnte. Rund 30.000 Koffer und Taschen suchten ihren Besitzer.
Förderbänder von insgesamt 18 Kilometern Länge durchziehen den Bauch des neuen Terminals 5 in Heathrow. 12.000 Koffer pro Stunde werden von Computern und Maschinen erfasst, durchleuchtet und weitertransportiert. Auch im Normalbetrieb kommt es da immer wieder zu Irrläufern.
Was passiert mit dem Gepäck?
Die Vorgänge in London riefen im Frühjahr die EU-Kommission auf den Plan. Jetzt legte der italienische Verkehrskommissar Antonio Tajani das Ergebnis seiner Recherchen vor: "Ich muss unterstreichen, dass das eine sehr schwierige Arbeit war, weil es keinen allgemeinen und direkten Ansprechpartner gibt für das, was mit dem Gepäck passiert."
Das Ergebnis der Recherche: Weltweit gingen im vergangenen Jahr rund 33 Millionen Gepäckstücke verloren. Das sind 90.000 Koffer pro Tag. Etwa jeder 70. Reisende findet sein Gepäckstück nicht mehr auf dem Laufband. Nach Informationen des Europäischen Fahrgastverbandes ist in Europa sogar jeder 64. Passagier betroffen. In rund der Hälfte der Fälle verpasst das Gepäckstück den Anschlussflug.
In Europa sind 15 Prozent der Koffer ganz verloren
Die meisten Reisenden erhalten ihre Koffer dann zwar innerhalb von zwei Tagen zurück. Viele Trolleys und Taschen tauchen aber auch gar nicht mehr auf. In Europa gehen immerhin 15 Prozent der vermissten Gepäckstücke endgültig verloren und landen dann vielleicht sogar in einem Auktionshaus. Auch das hatten englische Medien herausbekommen.
Wie sich die Gepäckverluste auf die Flughäfen und Fluggesellschaften verteilen, dazu konnte die EU-Kommission keine Angaben machen. Ein britischer Fahrgastverband hatte festgestellt, dass das Gepäck bei British Airways am häufigsten verschwindet, etwa doppelt so oft wie bei der Lufthansa.
Auch wenn die EU-Kommission jetzt nur dürftige Zahlen vorlegte, Verkehrskommissar Tajani will an dem Thema dranbleiben: "Das ist eine Untersuchung, die zeigt, dass etwas getan werden muss." So will die EU-Kommission neue gesetzliche Regelungen für die nächsten Jahre ausarbeiten. Schon jetzt können Reisende bei einem endgültigen Verlust des Koffers bis zu 1100 Euro Entschädigung bei den Fluglinien geltend machen.