Sacharow-Menschenrechtspreis EU-Parlament ehrt belarusische Opposition
Seit mehr als zwei Monaten protestieren die Menschen in Belarus - trotz Gewaltandrohung der Behörden. Das Europaparlament setzt nun ein deutliches Zeichen der Unterstützung und würdigt ihren Kampf.
Die Oppositionsbewegung in Belarus erhält den Sacharow-Menschenrechtspreis des Europaparlaments. Parlamentspräsident David Sassoli gab die Auszeichnung am Donnerstag via Twitter bekannt. Die demokratische Opposition habe die Wahrheit an ihrer Seite, und diese könne von roher Gewalt nicht besiegt werden, schrieb er. "Geben Sie Ihren Kampf nicht auf. Wir stehen an Ihrer Seite."
Die Auszeichnung richte sich an die demokratische Opposition in Belarus vertreten durch den Koordinierungsrat, politische Aktivistinnen wie Swetlana Tichanowskaja und Persönlichkeiten aus der Zivilgesellschaft wie die politisch engagierte Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch, erklärte das Europaparlament.
Proteste gegen Präsidentenwahl
In Belarus gehen die Menschen seit dem Sommer gegen Präsident Alexander Lukaschenko auf die Straße. Dieser hatte sich nach der Wahl im August zum Sieger erklärt. Bei Protesten gegen die offiziellen Wahlergebnisse setzen die Behörden Gewalt ein. Tausende Menschen wurden festgenommen, es gibt viele Berichte über Misshandlungen.
Seit der Wahl gilt Tichanowskaja als Anführerin der Demokratiebewegung und führende Stimme im Exil gegen Lukaschenko. Sie trifft immer wieder auf internationaler Ebene Staats- und Regierungschefs, unter ihnen Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Die EU erkennt Lukaschenko nicht mehr als Präsidenten an und hat Tichanowskaja und der Demokratiebewegung breite Unterstützung zugesichert.
Viele ihrer Mitstreiterinnen, darunter Maria Kolesnikowa und Veronika Zepkalo, sitzen entweder im Gefängnis oder mussten das Land verlassen.
Verleihung in der Regel im Dezember
Der Sacharow-Preis ehrt seit 1988 Kämpfer für die Menschenrechte. Sein Name geht auf den sowjetischen Physiker, Dissidenten und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow (1921-1989) zurück. Er ist mit 50.000 Euro dotiert und wird in der Regel im Dezember in Straßburg überreicht.
In der letzten Auswahlrunde des Parlaments in diesem Jahr gehörten auch die ermordete Berta Cáceres und weitere Umweltaktivisten aus Honduras sowie der Erzbischof von Mossul im Irak, Najeeb Moussa Michaeel, zu den Nominierten. 2019 wurde der Preis Ilham Tohti für sein Engagement für die Uiguiren in China zugesprochen.