Sarkozys will EU-Gipfel zum Erfolg führen Krise kann er
EU-Krise, Kaukasus-Krise, Finanzmarktkrise: Als EU-Ratspräsident steht Frankreichs Staatschef Sarkozy vor vielen Problemen. Für sein pragmatisches Krisenmanagement erntete er bereits vor dem heutigen EU-Gipfel viel Lob. Sein Methode kommt an.
Von Christoph Wöß, BR-Hörfunkstudio Paris
Wenn der Satz stimmt, dass man an einer Krise wachsen kann, dann ist Nicolas Sarkozy ein gutes Beispiel dafür. Als Frankreich im Juli den EU-Ratsvorsitz übernahm, sah es gar nicht gut aus für den Präsidenten. Die Iren hatten gerade Nein gesagt zum EU-Reformvertrag, das französische Vorpreschen in Sachen Mittelmeerunion verprellte die Deutschen. Doch dann kam die Finanzmarktkrise, und Frankreichs Präsident zeigte den restlichen Europäern, warum man ihn zu Hause "Supersarko" nennt.
EU-Institutionen loben Sarkozy
"Ich will unbedingt Präsident Sarkozy für seinen Vorstoß danken, der für uns einen großen Schritt nach vorne bedeutet", sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. Die Beschlüsse der Euroländer vom Sonntag in Paris, da ist sich Barroso sicher, sind eine gute Grundlage für den Gipfel in Brüssel.
Mag beim obersten Europäer Zweckoptimismus mitschwingen, so ist der Chef der Europäischen Zentralbank über diesen Verdacht erhaben. Jean-Claude Trichet ist kein förderndes Mitglied des Sarkozy-Fanclubs. Dafür hat Sarkozy in der Vergangenheit viel zu laut über eine europäische Wirtschaftsregierung nachgedacht, die die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank erheblich einschränken würde. Dennoch kommt vom obersten Hüter des Euro nur Lob für Sarkozys Krisenmanagement. "Ich bin beeindruckt vom Umfang der Entscheidungen und vom Bemühen, geschlossen vorzugehen", sagte Trichet. Beides sei unter dem Vorsitz Sarkozys deutlich zu erkennen gewesen. "Und ich bin sehr beeindruckt von der engen Zusammenarbeit, die sich zwischen den europäischen Institutionen und der Präsidentschaft eingespielt hat."
Diplomatischer Apparat einer alten Weltmacht
Diese Zusammenarbeit mit den Institutionen fällt Sarkozy leicht. Der Hausherr im Pariser Elysée kann auf den gut funktionierenden diplomatischen Apparat einer alten Weltmacht zurückgreifen. Am Freitagabend einen Gipfel für Sonntagnachmittag anzukündigen, an dem die Staats- und Regierungschefs aller Euroländer teilnehmen, und diesen Gipfel dann auch zum Erfolg werden zu lassen, das muss den Franzosen erst mal jemand nachmachen, raunen anerkennend die Delegationen auf den Fluren.
Auch der Chef der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, zeigte sich beeindruckt. "Da wir vor schweren Herausforderungen stehen, mussten wir schnell handeln", sagte er. "Und die französische Ratspräsidentschaft - Nicolas Sarkozy und die anderen Staats- und Regierungschefs - haben schnell gehandelt. Und koordiniert." Denn von Tag zu Tag werde deutlicher, dass ein Eingreifen auf nationaler Ebene nicht nachhaltig sei.
Pragmatische Lösungen stehen im Vordergrund
Staatliche Bürgschaften und eine Beteiligung am Kapital der Banken: Es ist ein britisches Modell, für das der französische Präsident geworben und dabei deutsche Zweifel beseitigt hat. Das ist typisch für Sarkozy, dem pragmatische Lösungen wichtiger sind als traditionelle Interessenpolitik. Sarkozy wirft bei solchen Treffen das gesamte politische Gewicht Frankreichs in die Waagschale. Wie erfolgreich das sein kann, hat er im Sommer bei seiner Vermittlung im Konflikt zwischen Russland und Georgien gelernt. Sogar der Grünen-Europa-Abgeordnete Daniel Cohn-Bendit meint, Sarkozy habe damit gezeigt, welches Potenzial in Europa stecke. Nach der Kaukasus-Krise managt Sarkozy jetzt die Finanzmarktkrise und bestätigt dabei immer mehr den Eindruck: Krise kann er.