Frontex-Einsatz in Idomeni Abschreckung ist Teil des Geschäfts
Teil der Idee von Frontex ist, Schmuggler und Flüchtlinge abzuschrecken. Nun soll die europäische Grenzschutzbehörde ausgebaut werden. Aber wie sinnvoll ist das?
Ein Güterwagon steht im Bahnhof von Idomeni, dicht an der Grenzlinie zu Nord-Mazedonien. Bevor die Güterzüge Griechenland verlassen dürfen, überprüfen Mitarbeiter der europäischen Grenzschutzagentur Frontex, ob sich Flüchtende im Innern der Wagons versteckt haben.
Vangelis Tsiolakis läuft in dunkelblauer Frontex-Uniform mit Schäferhündin Eve an die Türschlitze eines der Wagons. Die Hündin schnüffelt intensiv und schlägt an. Heute ist es zu Trainings- und Vorführzwecken. Im Inneren ist nur ein zweiter Frontex-Grenzschützer. Normalerweise aber entdeckt die Schäferhündin Migranten.
Tausende Migranten versuchen die Grenze zu überqueren
"Sie kann auch das raffinierteste Versteck erschnüffeln", sagt der Chef der Polizeihundestaffel und Frontex-Mitarbeiter, Volker Jühlke. Der Hund suche nach Veränderungen in der Luft. Sie entstünden durch "eine Mischung aus Boden-Zerstörung, der mikroskopischen Kleinstverwesung und Individualgeruch. Diese Kleinstmoleküle vermischen sich mit der Umgebungsluft." Und darauf reagiere der Hund.
Natürlich zeigen die Frontex-Leute in Idomeni gerne das, was sie und ihre Hunde können.
Abschrecken ist Teil ihres Geschäfts. Dass trotzdem jedes Jahr Tausende Migranten hier auf nur wenigen Kilometern Grenze versuchen, nach Nordmazedonien durchzukommen, liegt am relativ ebenen und überschaubaren Gelände - dicht daneben liegen nur schwer zu überwindende Berge und hügelige Wälder.
Weil die Landschaft hier flach ist, kommen die Flüchtlinge über einen kurzen Grenzabschnitt bei Idomeni.
Wirkung des Einsatzes nur schwer zu überprüfen
Wie viele tausend Flüchtlinge trotz Frontex und griechischer Grenzkontrollen den heimlichen Grenzübertritt schaffen, weiß auch im Grenzgebiet niemand. Von den rund 150.000 Asylbewerbern, die jedes Jahr in Deutschland ihren Antrag stellen, dürfte aber ein beträchtlicher Teil über dieses sogenannte Nadelöhr von Idomeni kommen.
Und die Schmuggler?
Die Kommandatin der griechischen Grenzpolizisten im Raum Idomeni, Fotini Gkagkaridou, weicht auf diese Frage aus.
Wissen Sie, die Schleuser-Netzwerke operieren international. Sie sollten sich da bei den Fahndern der dafür zuständigen Ermittler erkundigen, ob sie etwas sagen können.
Schlepper sind weiter im Untergrund
Offiziell sagen will auch die für die Region um Idomeni zuständige Kriminalpolizei nichts. Ein Beamter erzählt dann aber von einer Razzia im Wald, bei der zwei Holzbaracken umgestellt wurden. Zwei verfeindete Schleuser-Banden hätten darin ihre Geschäfte abgestimmt. Es habe viele Festnahmen gegeben und sei ein wichtiger Schlag gegen Schleuseraktivitäten in Nordgriechenland gewesen. Das zumindest meint der Polizeibeamte. Zu überprüfen ist das nur schwer.
Deutsche Polizei im Einsatz an der Grenze Griechenland- Mazedonien.
Muna Mougawatz ist Polizistin aus Nordrhein-Westfalen. Sie war schon in Afghanistan eingesetzt. Jetzt arbeitet sie in Nordgriechenland. Wenn sie und ihr Team Migranten aufgreifen, seien keine Schlepper dabei. Meistens fänden sie die Migranten nachts.
Es ist echt traurig, was die Menschen mit sich führen: ein Rucksack, meistens kaputte Kleidung, dreckige Kleidung von ihrer Reise. Alles was sie besitzen, ist im Rucksack.
Mangel an Polizeibeamten
Mehr Frontex-Personal könnte mehr Flüchtlinge abschrecken, sagt Herbert Reul, der Innenminister von Nordrheinwestfalen und langjährige EU-Parlamentarier. Er war Anfang des Monats in Nordgriechenland unterwegs, unter anderem, um den sieben aus Nordrhein-Westfalen eingesetzten Polizisten für ihre Arbeit zu danken. Wie er die versprochene Aufstockung des Frontex-Kontingents aus Deutschland hinbekommt, kann Reul noch nicht sagen.
Europapolitiker wie der konservative Spitzenkandidat Manfred Weber fordern, schneller als bisher geplant tausende neue Frontex-Polizisten an den europäischen Außengrenzen zu stationieren. Das klingt im Wahlkampf entschlossen - in der Realität aber kaum umsetzbar.
Schon in allen Bundesländern und in der Bundespolizei hätten sie Nachwuchssorgen, so NRW-Innenminister Reul. Grund dafür sei, dass die Polizei jahrelang nicht eingestellt habe. "Da holen wir jetzt grade nach - das dauert aber ein bisschen, bis die ausgebildet sind." Und in der Zwischenzeit sei es schwer zu vermitteln, Polizisten ins Ausland zu schicken, obwohl im Inland ein Mangel herrsche.