Pakistans Premier Sharif tritt ab "PanamaPapers" - der prominenteste Fall
Eines der bevölkerungsreichsten Länder der Welt steht ohne Regierungschef da: Pakistans Premier Sharif ist zurückgetreten, nachdem ihn das Oberste Gericht des Landes für abgesetzt erklärte. Hintergrund sind Ermittlungen im Zuge des "PanamaPapers"-Skandals.
Von Silke Diettrich, ARD-Studio Südasien
Die Fernsehsender überschlagen sich. Seit Tagen hatten die Menschen in Pakistan schon auf die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes gewartet, die Hauptstadt Islamabad wurde unter höchste Alarmbereitschaft gesetzt. Der Polit-Experte Shafqat Saed sagt, die Entscheidung des Gerichtes sei historisch: "Es ist einfach ein demokratischer Prozess, der hier vorangeht. Die Geschichte wird heute neu geschrieben in der Demokratie Pakistans."
Die Vorwürfe gegen Nawaz Sharif beruhen auf den "PanamaPapers", die im vergangenen Jahr von mehreren Medien veröffentlicht wurden, darunter auch die Recherche-Kooperation von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung". Weil dort auch Namen der Sharif-Familie aufgetaucht waren, forderte die Opposition im Land, dass es Ermittlungen geben solle - obwohl der Name des Regierungschefs selbst dort nicht erwähnt wurde, sondern nur die Namen seiner Kinder.
Sharif-Clan wiegte sich lange in Sicherheit
Es brodelt schon seit langem in Pakistan. In einem ersten Verfahren vor dem Obersten Gericht im Frühjahr waren sich die Richter nicht einig darüber, ob der Ministerpräsident selbst an Steuerhinterziehung und Geldwäsche beteiligt war, und hatten daher das Urteil zunächst einmal weiter verschoben.
Damals war die Familie noch erleichtert und sich sicher, dass der Regierungschef im Amt bleiben könne. So sagte der Bruder Shebaz Sharif im Frühjahr noch voller Optimismus: "Wir sind, dank Gottes Güte, sehr erleichtert. Wir danken Gott, und verneigen uns vor ihm. Wir freuen uns auch über die Unterstützung von Millionen Pakistanern."
"Krasse Lücken" bei Einkommensnachweisen
Doch die Unterstützung in der Bevölkerung bröckelte, und nun hat das Oberste Gericht auch anders entschieden. Die Richter hatten nämlich im Frühjahr eine Ermittlungskommission ernannt, die vor kurzem zu dem Schluss gekommen war, dass es "krasse Lücken" in den Nachweisen zum Vermögen der Sharif-Familie gebe. Es soll starke Abweichungen geben zwischen dem Vermögen, das die Familie angegeben hatte, zu dem, was die Familie an Einkommensquellen hat. Der Regierungschef wurde abgesetzt, weil er weder vertrauensvoll noch ehrlich sei.
Der Politikexperte Saed erklärt, wie es nun im Land weitergehen wird: "Das Oberste Gericht hat nicht nur angeordnet, Sharif aus dem Amt zu entheben, es hat auch Untersuchungen gegen ihn und die Familie gefordert. Und das Parlament wird in Kürze den neuen Regierungschef wählen."
Sharif hat bislang immer dementiert, dass er sein Amt zur Bereicherung missbraucht habe. Er führte sein Vermögen unter anderem auf seinen Vater zurück. Doch nach dem Urteil ist er nun von selbst zurückgetreten.
Die Details über rund 200.000 Briefkastenfirmen der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca waren im vergangenen Jahr veröffentlicht worden. Über diesen Kanal sollen Politiker, Prominente und Sportler ihr Vermögen geparkt haben. Die Veröffentlichung führte zu weltweiten Ermittlungen und einer Debatte über Steueroasen und Geldwäsche. Auch Islands Ex-Premier Sigmundur David Gunnlaugsson und zwei seiner Minister haben mit Briefkastenfirmen gearbeitet.