EU-Solidaritätskorps Gesucht: jung, engagiert, freiwillig
Junge Menschen in der Europäischen Union können sich ab sofort im Europäischen Solidaritätskorps engagieren - etwa als Nothelfer bei Erdbeben oder in der Flüchtlingshilfe. Die EU-Kommission hofft auf 100.000 Teilnehmer bis 2020.
"Hallo zusammen", ruft Kristalina Georgieva betont locker ins Mikrophon. Die Vizechefin der EU-Kommission steht draußen auf einer überdachten Bühne, davor stehen einige Dutzend junge Leute. Sie macht Werbung für das Solidaritätskorps, ein neues Hilfsprogramm der EU. "Wer von Euch will unter den ersten sein, die mitmachen?", fragt Georgieva in die Runde. Zögerlich heben nur etwa zwanzig junge Leute ihre Hände. Der stellvertretenden Kommissionschefin reicht das nicht. "Wir brauchen 100.000 Leute", ruft sie.
100.000 junge Leute sollen nach dem Willen der EU-Kommission bis 2020 beim europäischen Solidaritätskorps mitmachen. Gesucht werden junge Erwachsene zwischen 18 und 30 Jahren, die Hilfe in Notlagen leisten möchten - als Helfer, Praktikanten, Auszubildende oder Angestellte für einen Zeitraum zwischen zwei Monaten und einem Jahr. Lernen und arbeiten in einem anderen europäischen Mitgliedsland ist eine Gewinn für beide Seiten - für junge Leute und Arbeitgeber, meint Marianne Thyssen, die in der EU-Kommission für Beschäftigung zuständig ist.
Anmeldung online
Interessierte können über eine Internetseite anmelden. Die Registrierung ist allerdings noch keine Garantie dafür, dass man tatsächlich für ein Projekt eingesetzt wird. Das hängt davon ab, was zu tun ist und ob die Interessen der Bewerber den Einsätzen entsprechen. Die ersten Projekte werden voraussichtlich erst in einigen Monaten starten. Dabei geht es zum Beispiel um unterstützende Hilfe nach Naturkatastrophen, wie zum Beispiel nach dem jüngsten Erdbeben in Italien. Aber es gehe auch auch langfristigere Flüchtlingsprojekte, sagt Tibor Navracsis, der in der EU-Kommission für Jugend und Bildung zuständig ist.
Zwei Varianten
Beim Solidaritätskorps gibt es zwei Varianten: Freiwillige Helfer bekommen kein Geld, sondern eine Art Stipendium für Lebensunterhalt, Reisekosten und Versicherungsschutz. Andere Teilnehmer werden in ein Praktikum oder einen Job vermittelt, für die entsprechend bezahlt wird. Partner des Solidaritätskorps sind Hilfsorganisationen, lokale Behörden und Unternehmen, die die Helfer anleiten und einsetzen. Ziel des neuen Hilfsprogramms ist es, mehr und bessere Qualifizierungsmaßnahmen für junge Leute zu erreichen, sagt Beschäftigungskommissarin Marianne Thyssen.
Sprung in die Berufswelt?
Das Solidaritätskorps soll Jugendlichen den Sprung in die Arbeitswelt erleichtern, indem sie Erfahrungen sammeln. Vor allem in südeuropäischen Ländern gibt es eine hohe Jugendarbeitslosigkeit. In Griechenland und Spanien zum Beispiel hat fast jeder Zweite zwischen 15 und 24 Jahren keinen Job. Kritiker bezweifeln allerdings, dass das neue Projekt den betroffenen jungen Leuten wirklich weiterhelfen wird. Zum einen gebe es bereits ähnliche Angebote, wie zum Beispiel den Europäischen Freiwilligendienst. Zum anderen werden eine freiwillige Hilfe oder ein Praktikum den meisten Jugendlichen wohl keinen festen Job verschaffen.