Atomunglück in Fukushima Was geschieht mit der Strahlung?
Im Zusammenhang mit dem Atomunglück in Fukushima wird immer wieder auf die Wetterbedigungen geschaut. Treibt der Wind die Strahlung aufs Meer oder aufs Land? Wie weit kann sie sich ausbreiten? Und was passiert mit den radioaktiven Teilchen?
Was da strahlt, das sind die “Abfälle” in den Brennelementen. An die 200 sogenannte Spaltprodukte entstehen bei der Kernspaltung von Uran oder auch Plutonium. Das sind überwiegend instabile Atome – radioaktive Formen von Jod und Cäsium, Strontium und Xenon und vielen anderen. Das meiste davon bleibt – wenn es zu keiner Explosion kommt – schlicht liegen wo es ist und strahlt dort. Auf einen weiteren Weg machen sich nur relativ leichte Stoffe und solche, die an Staub und Rauch dranhängen. Die werden dann vom Wind weggetragen und verteilt – wenn welcher weht. Für die nächste Zeit sagen die Meteorologen für die Gegend von Fukushima eher schwachen Wind voraus. Das bedeutet: Die strahlende Last sinkt ziemlich in der Nähe wieder ab.
Luftströmungen verteilen radioaktive Teilchen auf sehr großer Fläche
Wenn es Wind gibt, dann geht der jetzt erst mal auf den Pazifik raus. Die Teilchen werden dann rund um ein großes Hoch südlich von Japan gelenkt und machen sich dann erst Richtung Ost-Nordost auf – Richtung Nordamerika. Projektionen, zeigen, dass sie dort in den nächsten Tagen und Wochen auch ankommen werden. Aber die Strahlung ist dann wohl nur noch eine Messgröße. Zwei Effekte machen die Sache nämlich mit der Zeit besser: Erstens verdünnt sich die Menge an Material. Die Luftströmungen verteilen die winzigen Teilchen auf einer sehr großen Fläche. Wassertropfen nehmen sie bei Regen mit nach unten. Und zweitens nimmt die Strahlung im Lauf der Zeit auch ab, weil die Nukleide schon unterwegs zerfallen. Beim einen Stoff schneller, beim anderen langsamer. Bei Jod 131 z.B. ist die Hälfte nach 8 Tagen in einen nicht mehr strahlenden Zustand übergegangen.
Andere Materialien aber sind sehr lange aktiv. Deshalb kann man zum Beispiel bis heute die Nachwirkungen der oberirdischen Atombombentests messen. Mehr als 400 davon hat es nach dem zweiten Weltkrieg gegeben. Etwa die Hälfte des Materials ist damals als regionaler Fall-Out in einem Umkreis von vielleicht 100km wieder herunter gekommen, der Rest hat sich sehr weit verteilt. Allerdings lag das vor allem daran, dass die Explosionen das Material in große Höhen verfrachtet haben. Dort wehen starke und stetige Winde.
Höhenwinde führen zu weiträumiger Strahlenbelastung
Explosion und Höhenwinde, das hat auch beim Atomunfall in Tschernobyl 1986 eine große Rolle gespielt. Nur so lässt sich die relativ massive und weiträumige Strahlenbelastung erklären. Fukushima ist damit nicht zu vergleichen. Hier gibt es – bislang – eine vergleichsweise hohe Strahlenbelastung direkt dort, wo das strahlende Material liegt. Und es ist relativ wenig Material wirklich mobilisiert worden.
Die SWR-Uweltredakteure Werner Eckert und Axel Weiß haben im Blog zahlreiche Fragen zu Fukushima beantwortet. tagesschau.de hat diese ursprünglich für das Blog verfassten Texte nun zu einem Dossier zusammengefasst.