UN-Ermittler Assad-Regime für Giftgasangriff verantwortlich
Nach Überzeugung von UN-Ermittlern geht der schwere Giftgas-Angriff in Chan Scheichun auf das Konto der syrischen Luftwaffe. Die Kommission stützt sich auf Fotos und Augenzeugenberichte - wie schon andere Experten zuvor. Das Assad-Regime bestreitet den Einsatz.
Bei dem Giftgasangriff auf das syrische Chan Scheichun waren am 4. April mehr als 80 Menschen getötet und fast 300 verletzt worden. Syrien hat bislang erklärt, keine Chemiewaffen eingesetzt zu haben. Jetzt haben erstmals UN-Ermittler die syrische Regierung verantwortlich gemacht.
Die syrischen Streitkräfte hätten bei ihren Luftangriffen auf die Ortschaft am 4. April 2017 das Giftgas Sarin eingesetzt, heißt es einem Bericht, der von der Syrien-Kommission des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen veröffentlicht wurde. Das stelle ein Kriegsverbrechen dar.
Fotos und Berichte von Augenzeugen
Die UN-Ermittler hatten selbst keinen Zugang zu dem Land. Fotos von Bombensplittern, Satellitenaufnahmen und Berichte von Augenzeugen ließen aber auf die Verantwortung der Regierung von Präsident Bashar al-Assad schließen, hieß es in dem Bericht.
Die Kommission wies Angaben Syriens und der verbündeten Regierung in Russland zurück, das Giftgas sei beim Angriff auf ein Waffenlager der syrischen Opposition ausgetreten. Dafür gebe es keinen Beleg, hieß es in dem Bericht. Dafür fanden die UN-Beauftragten Hinweise auf mindestens 23 weitere Chemiewaffenangriffe in Syrien seit März 2013. In mindestens drei Fällen hätten Regierungstruppen giftiges Chlorgas eingesetzt. Dies gelte für Angriffe auf von Rebellen kontrollierte Gebiete in Idlib, Hama und Ost-Ghuta.
Bei dem Giftgasangriff auf das syrische Chan Scheichun waren am 4. April mehr als 80 Menschen getötet und fast 300 verletzt worden.
Westliche Regierungen hatten bereits in den Wochen nach dem Giftgasangriff von Chan Scheichun die syrische Regierung verantwortlich gemacht. Auch die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) bestätigte den Einsatz von Giftgas Ende Juni, nannte aber keinen Urheber.
Die UN-Kommission beschuldigte auch die anderen in den seit mehr als sechs Jahren andauernden Konflikt verwickelten Akteure schwerer Verstöße. So gingen in Syrien Terrorgruppen wie der "Islamische Staat" (IS) mit äußerster Brutalität gegen religiöse Minderheiten vor. Die Extremisten töteten mit Autobomben, Selbstmordattentätern und Heckenschützen gezielt Andersgläubige. In den Gebieten, die der IS beherrscht, seien die Zivilisten täglich Willkür und Gewalt ausgesetzt.
Die Luftstreitkräfte der USA hätten bei Angriffen auf Extremisten Rakka viele Zivilisten getötet und verletzt. Bei einem Angriff eines US-Jets in der Provinz Aleppo seien Dutzende Menschen getötet und verletzt worden. Im Zuge der Offensive der "Syrisch-Demokratischen Kräfte" (SDF) mit Hilfe der USA zur Vertreibung des IS aus Rakka seien zudem 190.000 Zivilisten vertrieben worden.