Milizen auf dem Vormarsch Syriens Armee auf dem Rückzug
In rasantem Tempo bringen islamistische Milizen in Syrien immer mehr Gebiete unter ihre Kontrolle. Nun ziehen sich Regierungstruppen auch aus dem Süden zurück. Präsident Assad gerät immer stärker unter Druck.
Das syrische Militär hat sich aus Daraa und Suweida im Südwesten des Landes zurückgezogen. Die syrische Staatsagentur Sana berichtete unter Berufung auf das Militär, die Regierungstruppen würden sich neu positionieren, nachdem "terroristische Elemente" Kontrollpunkte der Armee angegriffen hätten.
Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte stehen die Provinzen Suweida und Daraa mittlerweile fast vollständig unter der Kontrolle von lokalen Oppositionskräften. Die Armee der Regierung von Baschar al-Assad habe gestern die Kontrolle über die Provinzhauptstadt Daraa und insgesamt "mehr als 90 Prozent" der gesamten Provinz verloren. Die Beobachtungsstelle mit Sitz in London verfolgt mit einem Netz von Informanten das Kriegsgeschehen im Land.
Die Nachrichtenagentur AFP berichtet unter Berufung auf Angaben von Aufständischen und Aktivisten, die islamistischen Kämpfer seien von Süden inzwischen bis auf rund 20 Kilometer an die Hauptstadt Damaskus herangerückt. Das sagte Hassan Abdel Ghani, ein Militärchef der Islamisten, der Nachrichtenagentur. Aktivisten berichten demnach, dass sich die syrische Armee aus Orten rund zehn Kilometer von Damaskus zurückzieht.
Tausende fliehen aus Homs
In die strategisch wichtige Stadt Homs konnten die Aufständischen nach Angaben der Beobachtungsstelle bisher nicht weiter vorrücken. Es mangle womöglich an militärischer Ausrüstung oder Truppenstärke. Bisher ist nicht klar, ob die islamistischen Kämpfer über genügend Kämpfer verfügen, um Homs mit etwa 1,4 Millionen Einwohnern einzunehmen.
Am Freitag flohen bereits Tausende Menschen aus Homs, nachdem Aufständische verkündeten, dort an der Stadtgrenze angelangt zu sein. "Unsere Streitkräfte haben das letzte Dorf am Rande der Stadt Homs befreit und befinden sich nun auf deren Mauern", teilten sie auf Telegram mit.
Assads Regime vor dem Aus?
Sollte die islamistische Allianz die drittgrößte Stadt Syriens einnehmen, würden sie die Hauptstadt Damaskus von der Küste abschneiden. Dort unterhält Russland eine Marinebasis und einen Luftwaffenstützpunkt. Bisher steht das Land an der Seite von Präsident Assad.
Trotz der Unterstützung durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin gelingt es den Aufständischen, schnell vorzurücken. "Dieses Regime ist von innen im Grunde hohl", sagt Nahost-Expertin Kristin Helberg in den tagesthemen. Niemand sei mehr bereit, freiwillig für den Machterhalt Assads zu kämpfen.
UN ziehen Personal ab
Die Regierungstruppen seien bisher weiterhin im Umland von Homs stationiert, so die Beobachtungsstelle. Die Truppen seien massiv verstärkt worden und griffen von dort weiter Stellungen der Aufständischen an.
Die Vereinten Nationen ziehen ihr nicht notwendiges Personal aus Syrien ab. Die UN würden aber nach Angaben eines Sprechers weiterhin ihre Dienste in dem Bürgerkriegsland bereitstellen, um das syrische Volk in dieser schwierigen Situation zu unterstützen.