Europaparlament Ein "Car-Pass" gegen Tachobetrug?
Jedes achte Auto wird inzwischen mit manipuliertem Kilometerstand angeboten, schätzt die EU-Kommission. Kampf dem Tachobetrug - sagt sich daher auch das EU-Parlament und schaut nach Belgien.
Das Ganze hat inzwischen Ausmaße angenommen, die kaum noch vorstellbar sind. Die EU-Kommission geht davon aus, dass inzwischen jedes achte Auto mit einem manipulierten Tacho angeboten wird. Noch deutlich gravierender sieht es im grenzüberschreitenden Handel aus, sprich mit Gebrauchtwagen, die in ein anderes Land verkauft werden. Da steigt die Zahl der fingierten Kilometerzähler auf bis zu 50 Prozent, zitiert der Verkehrsexperte der europäischen Sozialdemokraten, der Bayer Ismail Ertug (SPD), entsprechende Studien: "Momentan haben wir die Situation, dass wir europaweit einen wirtschaftlichen Schaden von sechs bis neun Milliarden Euro durch Tachomanipulationen haben. Ganz zu schweigen von den Schäden, die wir im Bezug auf die Emissionen und die Verkehrssicherheit haben."
Belgien setzt auf den "Car-Pass"
In Belgien hat man sich des Problems schon vor mehr als zehn Jahren angenommen. Die Belgier haben ihren "Car-Pass" erfunden. Wann immer hier ein Auto in die Werkstatt oder zum TÜV muss, wird der Kilometerstand quasi amtlich erfasst und in einer nationalen Datenbank gespeichert. Der belgische Christdemokrat Pascal Arimont hat das schon ein paar Mal hinter sich. Er zeigt seinen eigenen "Car-Pass" und erklärt: "Das Blatt selbst enthält keine persönlichen Daten. Es enthält nur die Identifikationsmerkmale des Wagens und die genauen Tage, an denen man zur Reparatur oder zum TÜV war. Und dann natürlich den jeweiligen Kilometerstand."
Der Kilometerstand ist durch das Verfahren nahezu lückenlos dokumentiert. Für Trickser, die manipulieren wollen, eine nur schwer zu überwindende Hürde, sagt Arimont. "Es gab natürlich auch bei uns, genauso wie in Deutschland und allen anderen europäischen Ländern, diese Fälle, dass Tachos manipuliert wurden. Seit Einführung des Car-Passes ist die Zahl der Fälle aber innerhalb von zwei Jahren auf nahe Null gesunken."
Die EU will Tacho-Tricksereien stoppen.
Für Autobesitzer ändert sich nichts
Genau dieses Modell schwebt nun EU-Politiker Ertug und seinen Kollegen aus dem Verkehrsausschuss des Europaparlaments für die gesamte EU vor. Für die Autobesitzer würde sich zunächst wenig ändern, verspricht er, eigentlich gar nichts: "Wenn wir dann in Zukunft zum TÜV oder einfach nur in die Werkstatt fahren, würde nur die Kilometerzahl notiert und in eine neue bundesweite Datenbank eingespeist."
Am Ende könnten sich dann die Behörden aller EU-Staaten untereinander austauschen. Will also ein Deutscher seinen Wagen in Österreich, Italien oder Polen verkaufen, wäre das kein Problem. Er würde einfach zum dortigen TÜV gehen und schon ein für das jeweilige Land beglaubigtes Dokument mit dem offiziellen Kilometerstand in der Hand halten. Soweit der Plan, den das Europaparlament heute mit überwältigender Mehrheit gebilligt hat. Nun ist die EU-Kommission am Zug, einen entsprechenden Gesetzesvorschlag zu erarbeiten. Will heißen: Möglicherweise gibt es auch in Deutschland schon bald einen Car-Pass für jedes Auto.