Nukleare Sprengköpfe Was sind taktische Atomwaffen?
Russland hat die Stationierung taktischer Atomwaffen in Belarus angekündigt. Um welche Art von Sprengköpfen geht es dabei? Wie gefährlich sind sie und was unterscheidet sie von strategischen Atomwaffen?
Taktische Atomwaffen unterscheiden sich von strategischen Atomwaffen vor allem in ihrer Zerstörungskraft und Reichweite. Strategische Atomwaffen dienen der nuklearen Abschreckung. Sie können mit Hilfe von Interkontinentalraketen Ziele in mehreren Tausend Kilometer Entfernung treffen und haben ein Vielfaches der Zerstörungskraft der 1945 über Hiroshima abgeworfenen Atombombe.
Dagegen sind taktische Atomwaffen für den Einsatz in einem Kampfgebiet konzipiert und werden daher oft auch als "Gefechtsfeldwaffen" bezeichnet. Sie könnten - je nach gewählter Variante - in relativer Nähe zu Stellungen eigener Truppen und daher ähnlich wie konventionelle Waffen in einer Schlacht eingesetzt werden. Die zerstörerische Wirkung wäre aber deutlich größer als bei gewöhnlichen Artilleriegeschossen.
Ziele beim Einsatz taktischer Atomwaffen könnten feindliche Soldaten oder Infrastruktur in der Nähe der Front sein, um zum Beispiel eine Offensive zu stoppen.
Variable Sprengkraft, vielfältige Einsatzmöglichkeiten
Die Sprengkraft taktischer Atomwaffen variiert in der Regel zwischen 0,3 und mehr als 50 Kilotonnen TNT. Zum Vergleich: Die über Hiroshima abgeworfene Atombombe hatte eine Sprengkraft von 16 Kilotonnen TNT.
Taktische Nuklearsprengköpfe lassen sich vergleichsweise flexibel einsetzen und können auf verschiedene Weise ihr Ziel erreichen. Sie können auf Raketen angebracht werden, die sonst für den Transport konventioneller Sprengstoffe eingesetzt werden. Möglich ist aber ebenso ein Abschuss von Schiffen aus oder ein Abwurf durch Militärflugzeuge. Meist sind taktische Atomwaffen auf Trägersystemen mit einer Reichweite von bis zu 100 Kilometern angebracht. Möglich sind aber auch größere Entfernungen von einigen Hundert Kilometern.
Die Zahl taktischer Atomwaffen in den Beständen der USA und Russlands ist nach dem Ende des Kalten Krieges stark gesunken. Experten schätzen, dass Russland noch über 1800 bis 2000 solcher Atomwaffen verfügt. Die US-Bestände liegen noch deutlich darunter.
Ein Teil dieser Atomwaffen der USA soll in europäischen NATO-Staaten gelagert werden, darunter auch in Deutschland. Darauf wies der russische Präsident Wladmir Putin ausdrücklich hin, als er am 25. März 2023 die Stationierung taktischer Atomwaffen seines Landes in Belarus ankündigte. Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte allerdings in seiner Reaktion, der "von Putin gezogene Vergleich zur Nuklearen Teilhabe der Nato" sei "irreführend" und könne nicht als Begründung dienen.