Türkisch-kurdische Kämpfe Erfolgsmeldungen von beiden Seiten
Nach dem Beginn der türkischen Bodenoffensive in Nordsyrien haben die angegriffenen kurdischen Gruppen einen Gegenangriff gestartet. Die Türkei hingegen spricht davon, kurdische Stellungen zerstört zu haben.
Die kurdische Miliz in Syrien hat nach Angaben einer Aktivistengruppe türkische Soldaten und syrische Verbündete aus zwei von ihnen eingenommenen Dörfern zurückgeschlagen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte kurdische Angaben, nach denen die von den USA unterstützte und unter dem Namen YPG bekannte Miliz eine heftige Gegenoffensive zu dem von der Türkei gegen die Enklave Afrin im Nordwesten Syriens eingeleiteten Angriff geführt habe.
Die Kämpfer seien an mehreren Fronten im Nordwesten und Osten der kurdisch kontrollierten Enklave vorgerückt. Dort werde weiter heftig gekämpft. Sechs pro-türkische Rebellen, die an der "Operation Olivenzweig" beteiligt waren, wurden einem kurdischen Sprecher zufolge getötet.
Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (Syrian Observatory for Human Rights, SOHR) sitzt in Großbritannien und will Menschenrechtsverletzungen in Syrien dokumentieren. Sie bezeichnet sich als unabhängig. Die Informationen der Beobachtungsstelle lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Zwei Stellungen der YPG zerstört
Die amtliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete hingegen unter Berufung auf die Armee, dass in der Nacht zu Montag zwei Stellungen der YPG zerstört worden seien, von denen Raketen auf die türkische Grenzstadt Reyhanli abgeschossen worden seien.
Bei dem Raketenbeschuss waren ein Mensch getötet und 46 weitere verletzt worden. Laut Anadolu besetzten die türkischen Truppen elf Stellungen, die zuvor von YPG-Kämpfern geräumt worden waren. Türkische Panzer waren am Sonntag in Begleitung von Infanterie nach Afrin vorgerückt. Zuvor waren bereits protürkische Rebellenkämpfer der Freien Syrischen Armee (FSA) in die Region eingedrungen.
UN-Sicherheitsrat befasst sich mit Lage
Der UN-Sicherheitsrat wird sich in einer Dringlichkeitssitzung mit der Lage in Syrien beschäftigen. Der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian hatte auf Twitter mitgeteilt, dass sein Land nach dem Beginn der Militäroperation ein Treffen des Gremiums gefordert habe.
Auch andere Länder haben sich beim Treffen der EU-Außenminister beunruhigt über die Militäroffensive gezeigt. "Wir sehen das mit großer Sorge", sagte der deutsche Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth. "Wir können hier keine Eskalation gebrauchen." Er rief alle Beteiligten zur Mäßigung auf.
Vorwürfe aus Moskau
Der russische Außenminister Sergej Lavrov warf den USA vor, durch einseitiges Vorgehen in Syrien und im Iran die Türkei wütend gemacht zu haben. US-Außenminister Rex Tillerson hatte gesagt, dass vor allem die Situation unschuldiger Zivilisten Anlass zur Sorge gebe. Die Sicherheitsbedenken der Türkei seien ernst zu nehmen. Dennoch rufe man die Türkei dazu auf, ihre Militäroperationen zurückhaltend auszuüben und zivile Opfer zu vermeiden.
Festnahmen in der Türkei
In der Türkei wurden unterdessen mindestens 24 Menschen wegen "Terrorpropaganda" zugunsten kurdischer Gruppen festgenommen. Die Verdächtigen sollen in den sozialen Medien die YPG unterstützt haben, teilte die die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu mit.
Offensive am Samstag gestartet
Die Türkei hatte am Samstag die Boden- und Luftoffensive "Operation Olivenzweig" gegen die YPG in der Region Afrin gestartet. Ankara betrachtet die YPG als Terrororganisation. Die Kurdenkämpfer sind aber wichtige Verbündete des Westens im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat".