Pläne der EU umstritten Jährlicher TÜV soll 1200 Menschenleben retten
Nach dem Willen der EU sollen ältere Autos künftig jährlich zum TÜV, wie die Hauptuntersuchung allgemein genannt wird. Bei sechs Prozent aller Unfälle seien technische Mängel die Ursache, so Verkehrskommissar Kallas. 1200 Menschenleben könnten jährlich gerettet werden. Der ADAC bezweifelt diese Zahlen und hält die EU-Pläne für Abzocke.
Von Christoph Prössl, NDR-Hörfunkstudio Brüssel
Die EU-Kommission möchte die Zahl der Verkehrstoten reduzieren. Autos, von denen potenziell eine tödliche Gefahr ausgehe, wolle er nicht mehr auf den Straßen sehen, sagte Verkehrskommissar Siim Kallas. Die Kommission geht davon aus, dass durch ihre Pläne jährlich 1200 Menschenleben gerettet werden können. 36.000 Unfälle sollen verhindert werden.
EU will Autos nach dem sechsten Jahr jährlich zum TÜV schicken
Technische Mängel seien eine ernste Angelegenheit, sagt Kallas. "Bei sechs Prozent aller Pkw-Unfälle sind technische Mängel die Ursache. Bei Motorrad-Unfällen sind es sogar acht Prozent aller Unfälle. Und die meisten dieser Unfälle verursachen Autos, die älter als sechs Jahre sind."
Deswegen betreffen die möglichen Veränderungen vor allem die Besitzer älterer Fahrzeuge. Die Kommission schlägt vor, dass Neuwagen nach vier Jahren zur Hauptuntersuchung müssen - dann nach zwei Jahren. Fahrzeuge, die sechs Jahre alt sind oder älter, sollen jährlich zum TÜV. In Deutschland gilt derzeit: Ein Neuwagen muss nach drei Jahren zur Hauptuntersuchung, dann folgen alle zwei Jahre Sicherheitsüberprüfungen.
ADAC: "Reine Abzocke der deutschen Autofahrer"
Die deutsche Autofahrer-Lobby kritisiert die Vorschläge. "Das ist reine Abzocke der deutschen Autofahrer", sagt Otto Saalmann vom ADAC. Kürzere Prüfintervalle würden nicht zu mehr Verkehrssicherheit führen. Die Unfälle aufgrund technischer Mängel seien "sowohl bei neuen als auch bei älteren Fahrzeugen statistisch überhaupt nicht signifikant". Sie machten "nur ein halbes Prozent aller schweren Unfälle aller Fahrzeugbaujahre aus", so der ADAC-Vertreter.
Die Pläne seien deswegen Abzocke, weil in Deutschland die Hälfte aller gemeldeten Fahrzeuge von der jährlichen Überprüfung betroffen wäre, mehr als 20 Millionen Autos also. Viele Autofahrer müssten dann mehr Geld für die Hauptuntersuchungen bezahlen.
Kallas: "Habe noch nie von einer Lobby der Prüfer gehört"
Der EU-Verkehrskommissar wehrte sich gegen den Vorwurf, der Lobby der Prüfunternehmen auf dem Leim gegangen zu sein. "Ja, wir haben hier starke Lobby-Vertreter der Hersteller oder Zulieferer, aber ich habe noch nie von einer Lobby der Prüfer gehört", verteidigte sich Kallas.
Die Kommission hat es sich zum Ziel gemacht, die Zahl der Verkehrstoten in Europa zu reduzieren. Über Jahre seien die Opferzahlen auch gesunken. Doch nun kehre sich der Trend um - vor allem in großen Mitgliedsländern wie Schweden oder Deutschland, sagte Kallas. Doch der ADAC bezweifelt, dass sich das durch die vorliegenden Maßnahmen ändert.
Dem Vorschlag müssen nun noch Europaparlament und EU-Minister zustimmen. Der deutsche Verkehrsminister Peter Ramsauer hat bereits deutlich gemacht, dass er die Pläne der Kommission ablehnt.