Außenminister Maas "Kein europäisches Wettbieten um Touristen"
Außenminister Maas rechnet damit, dass sich die EU-Staaten in den kommenden Wochen auf Regeln für den Sommerurlaub einigen. Einen Wettbewerb um die Touristen dürfe es aber nicht geben. Zugleich schwindet die Reiselust der Deutschen.
Bei den Beratungen innerhalb der EU zum Abbau der Reisebeschränkungen sind offenbar Fortschritte erzielt worden, ein konkretes Ergebnis gibt es aber noch nicht. Außenminister Heiko Maas zeigte sich nach Videokonferenzen mit den Nachbar- und Urlaubsländern der Deutschen zuversichtlich, dass sich die EU-Staaten in den kommenden Wochen auf Regelungen für den Sommerurlaub in der Corona-Krise einigen.
"Klar ist: Wir wollen kein europäisches Wettbieten um Touristen", betonte Maas. Man wolle ein möglichst gemeinsames und transparentes Vorgehen, das am Ende für alle in Europa nachvollziehbar und tragbar sei. Hintergrund ist, dass EU-Staaten wie Österreich speziell um deutsche Touristen geworben hatten.
Maas hatte heute mit den Außenministern der neun Nachbarländer Deutschlands beraten, am Montag konferierte er mit seinen Amtskollegen aus zehn der beliebtesten Urlaubsländer der Deutschen. Beide Videokonferenzen dienten dazu, die Aufhebung von Grenzkontrollen wegen der Corona-Pandemie und die Lockerung von Quarantänemaßnahmen mit Blick auf den Sommerurlaub vorzubereiten.
"Unter verantwortbaren Umständen"
Außerdem ging es darum, wie der Schutz der Urlauber vor einer Infektion gewährleistet werden kann. "Wir wollen auch in diesem Jahr der Corona-Krise einen europäischen Sommerurlaub möglich machen - aber unter verantwortbaren Umständen", sagte Maas. Er betonte erneut, dass die Sicherheit dabei im Vordergrund stehen müsse und nicht der Profit.
Auch die EU-Tourismusminister berieten heute über den Sommerurlaub. Der kroatische Tourismusminister Gari Cappelli machte deutlich, dass er eher von Vereinbarungen zwischen einzelnen Ländern als von einer Lösung für die gesamte EU ausgehe. Wann immer die Virus-Situation in zwei Ländern miteinander vergleichbar sei, sollten zwischen diesen Ländern Absprachen getroffen werden, sagte er.
Einige Länder hätten in den Gesprächen deutlich gemacht, dass sie auf striktere Maßnahmen bei der Ein- oder Ausreise - etwa medizinische Tests - von Touristen bestünden. Andere seien für einen "entspannteren Ansatz". Dies hänge von der epidemiologischen Lage in den jeweiligen Ländern ab.
2018 sah es am Strand von El Arenal auf Mallorca noch so aus. Was in diesem Jahr aus dem Urlaub in Spanien wird, steht noch nicht fest.
Grenzöffnungen angekündigt
Mehrere EU-Urlaubsländer kündigten inzwischen Grenzöffnungen an. Griechenlands Regierungschef Kyriakos Mitsotakis kündigte den Start der diesjährigen Tourismussaison für den 15. Juni und die Öffnung der Hotels an. Internationale Flüge sollen demnach ab dem 1. Juli wieder schrittweise anlaufen.
Italien will ab dem 3. Juni wieder Touristen ins Land lassen und die Flughäfen öffnen. Österreich will bei den Grenzen nach Deutschland am 15. Juni folgen. In den Niederlanden sollen Urlauber ab dem 1. Juli wieder Campingplätze besuchen dürfen. Die Bundesregierung will ihrerseits Mitte Juni ihre weltweite Reisewarnung aufheben und durch Hinweise zu einzelnen Ländern ersetzen.
Hälfte der Deutschen will nicht verreisen
Wegen der Corona-Krise wollen die meisten Deutschen - Stand jetzt - im Sommer 2020 gar nicht verreisen oder einen Urlaub im eigenen Land machen. Die Hälfte der Befragten, die sich über ihre Reisepläne bereits im Klaren sind, geben aktuell an, zu Hause zu bleiben, wie eine Umfrage von infratest dimap im Auftrag der Sendung ARD Extra ergab. Im Rückblick auf das Vorjahr gab lediglich etwas mehr als ein Viertel an, keine Urlaubsreise im Sommer gemacht zu haben.
Knapp ein Drittel plant demnach in diesem Jahr einen Sommerurlaub innerhalb Deutschlands und fast jeder Fünfte will ins europäische Ausland reisen. Nur ein kleiner Anteil (drei Prozent) plant einen Sommerurlaub außerhalb Europas.
Insgesamt waren sich bei der aktuellen Befragung nur 15 Prozent noch unsicher über ihre Urlaubspläne. Etwaige Lockerungen für den Tourismus in den kommenden Wochen könnten die Urlaubsvorhaben der Deutschen noch beeinflussen.