Nach Niederlage im AfD-Machtkampf Partei droht Austrittswelle
Nach der Parteitagsniederlage des liberal-konservativen Flügels droht der AfD eine Austrittswelle. Parteigründer Lucke will die Mitglieder seines Vereins "Weckruf 2015" befragen, ob man die AfD gemeinsam verlassen soll.
Nach seiner Niederlage im AfD-Machtkampf erwägt Parteigründer Bernd Lucke einen Neuanfang. Er wolle die Mitglieder des Vereins "Weckruf 2015" zunächst befragen, "ob wir gemeinsam austreten sollen". Auch über die Gründung einer eigenen Partei denke er nach, teilte Lucke mit. "Die AfD hat sich ganz grundsätzlich verändert", sagte er.
Mit der AfD bereits abgeschlossen hat dagegen ein anderes prominentes Gesicht der Partei: Hans-Olaf Henkel. Der frühere Industriepräsident hat bereits seinen Austritt verkündet. Dabei übte er scharfe Kritik an der neuen Parteiführung: Es drohe eine "NPD im Schafspelz", sagte Henkel mit Verweis auf die rechtsextreme Partei.
Mit der Wahl von Frauke Petry zur alleinigen Parteisprecherin habe sich die Mehrheit auf dem Essener Parteitag "nicht nur für einen scharfen Rechtskurs, sondern auch für Pöbelei, Protest und das Verbreiten von Vorurteilen entschieden", kritisierte Henkel.
Petry bestreitet Kurswechsel
Petry bestritt, dass es auf dem Parteitag einen Kurswechsel gegeben habe. Im Deutschlandfunk sagte sie, die Partei sei programmatisch immer noch da, wo sie 2013 gewesen ist.
Im Interview mit MDR-Info lobte die neue Parteichefin ihren Vorgänger: Lucke habe sich für die Partei "unglaublich aufgeopfert" und "viel zum Aufbau beigetragen". "Am Ende eines Streites gibt es entweder eine Versöhnung oder gegebenenfalls eine saubere Trennung, die Entscheidung liegt bei ihm", so Petry wörtlich.
Machtkampf mit Lucke für sich entschieden
Die sächsische Landeschefin hatte sich am Samstag im Machtkampf mit Lucke durchgesetzt und war mit 60 Prozent der Stimmen gewählt worden. Auch die anderen Vorstandsposten gingen mehrheitlich an rechte und nationalkonservative Mitglieder.
Auf dem Parteitag hatte die AfD in aufgeheizter Stimmung über die zukünftige Ausrichtung gerungen. Der Machtkampf zwischen Petry und Lucke wurde bereits seit einem halben Jahr erbittert geführt. Lucke hatte Petry vorgeworfen, sich zu wenig nach Rechtsaußen abzugrenzen. Petry hatte ihm ihrerseits eine Verengung auf Wirtschaftsthemen vorgeworfen.