Schriftstellerin gestorben Trauer um Sibylle Lewitscharoff
Das Schreiben begann sie während der Arbeit als Buchhalterin. Später gewann sie den Ingeborg-Bachmann-Preis für die Erzählung "Pong" - nur die erste von vielen Auszeichnungen. Jetzt starb Sibylle Lewitscharoff im Alter von 69 Jahren.
Die Autorin Sibylle Lewitscharoff ist tot. Sie starb am Samstag im Alter von 69 Jahren, teilte ihr Verlag Suhrkamp mit.
Lewitscharoff wurde am 16. April 1954 als Tochter eines bulgarischen Vaters und einer deutschen Mutter in Stuttgart geboren. Sie studierte Religionswissenschaften in Berlin, wo sie bis zuletzt lebte. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst als Buchhalterin in einer Werbeagentur. Sie veröffentlichte Radiofeatures, Hörspiele und Essays. Für "Pong" erhielt sie 1998 den Ingeborg-Bachmann-Preis. Es folgten die Romane "Der Höfliche Harald" (1999), "Montgomery" (2003) und "Consummatus" (2006). Der Roman "Apostoloff" wurde 2009 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.
Georg-Büchner-Preis 2013
2013 wurde die Autorin mit dem renommierten Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Die Jury würdigte Lewitscharoff, die in ihren Romanen mit "unerschöpflicher Beobachtungsenergie, erzählerischer Phantasie und sprachlicher Erfindungskraft die Grenzen dessen, was wir für unsere alltägliche Wirklichkeit halten, neu erkundet und in Frage gestellt" habe. In ihrem 2016 erschienenen Roman "Das Pfingstwunder" befasste sie sich auch mit dem Thema Geist und Magie.
Diskussion nach Äußerungen über künstliche Befruchtung
Ein Jahr später sorgte Lewitscharoff mit einer Rede in Dresden für Aufsehen und nachhaltige Kritik. Darin bezeichnete sie Kinder, die durch künstliche Befruchtung gezeugt wurden, als "Halbwesen" und verglich die Reproduktionsmedizin mit Praktiken aus dem Nationalsozialismus. Kritiker forderten daraufhin, ihr den Büchnerpreis abzuerkennen. Später distanzierte sich Lewitscharoff von ihren Äußerungen.
Die Autorin war Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sowie der Berliner Akademie der Künste. Von 2013 an verbrachte sie ein Jahr als Stipendiatin in der Villa Massimo in Rom, danach war sie Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin.
Durch ihre Erkrankung an Multipler Sklerose habe sich ihre Sicht auf das Thema Sterbehilfe verändert, erläuterte die evangelische Christin. "Für mich wäre es eine Befreiung, wenn ich wüsste: Falls ich es wirklich will, kann ich am Ende die tödliche Arznei ohne Weiteres bekommen. Dann würde ich nicht mehr so in Panik verfallen, was den eigenen Verfall anbetrifft." Über die Todesumstände ist bislang noch nichts bekannt.