DFB-Affäre um WM 2016 Keiner will mit Beckenbauer reden
Franz Beckenbauer attackiert die DFB-Spitze: Er habe den Interimspräsidenten Koch und Rauball angeboten, Rede und Antwort zur WM-Affäre zu stehen. Sie hätten sich jedoch nicht einmal bei ihm gemeldet. "Ja, wo samma denn?", poltert Beckenbauer nun in der "SZ".
In der Affäre um die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland hat sich Franz Beckenbauer erstmals öffentlich geäußert. In der "Süddeutschen Zeitung" attackierte er die derzeitige Führungsspitze des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) scharf: Er wirft den Interimspräsidenten Reinhard Rauball und Rainer Koch Niveaulosigkeit vor: Sie hätten ein von ihm angebotenes persönliches Gespräch über die Vorwürfe in Zusammenhang mit der WM-Vergabe abgelehnt."Wenn man sich so lange kennt und dann kommt keine Reaktion, und Du bekommst alles nur im Fernsehen mitgeteilt: Ja, wo samma denn?"
Beckenbauer schrieb "persönlich-strikt vertraulichen" Brief
Rauball und Koch hatten Beckenbauer, den Präsidenten des damaligen WM-Organisationskomitees, scharf gerügt: Im Zuge der WM-Vergabe habe Beckenbauer einen Vertragsentwurf mit Ex-FIFA-Vizepräsident Jack Warner unterschrieben. Rauball hatte das Dokument als "möglichen Bestechungsversuch" gewertet. Koch wiederum hatte Beckenbauer öffentlich aufgefordert, sich intensiver in die Aufklärung der Vorgänge einzubringen.
Nun sagt Beckenbauer, er habe darauf reagiert und Rauball und Koch einen der Öffentlichkeit bisher unbekannten "persönlich-strikt vertraulichen" Brief geschrieben. Darin erklärte Beckenbauer: "Mir war immer wichtig, miteinander und nicht übereinander zu sprechen. Deshalb biete ich Euch ein persönliches Gespräch an, zu dem ich jederzeit kurzfristig nach Frankfurt oder wohin auch immer reisen kann." Er werde, so fuhr Beckenbauer in dem Schreiben fort, "bei diesem Gespräch nach bestem Wissen und Gewissen Rede und Antwort stehen". Dieses Gespräch hätte "möglichst bald" statfinden sollen. Trotzdem sagten Koch und Rauball am Rande des Spiels der Deutschen Nationalmannschaft in Paris in einem TV-Interview, sie hielten es für besser, wenn Beckenbauer zunächst nicht mit ihnen, sondern noch einmal mit der Kanzlei Freshfields reden würde. Diese ist vom DFB mit der Aufklärung der Affäre beauftragt worden.
Beckenbauers Gesprächs-Angebot steht nicht mehr uneingeschränkt
Gegenüber Vertretern der Kanzlei hatte Beckenbauer bereits als Zeuge ausgesagt, bevor er den persönlichen Brief an Rauball und Koch schrieb. Auf die Frage, ob er noch mal dem DFB für Auskünfte zur Verfügung stehe, erklärte Beckenbauer: "Wann und wie, das entscheide ich in aller Ruhe und nach Rücksprache mit meinen Anwälten." Er habe ja jetzt der Zeitung bereits Rede und Antwort gestanden.
Anfang November hatte die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main Ermittlungen gegen Ex-DFB-Chef Wolfgang Niersbach und dessen Vorgänger Theo Zwanziger wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall aufgenommen. Hintergrund ist der unklare Transfer von 6,7 Millionen Euro im Zusammenhang mit der Vergabe der Fußball-WM 2006, der vom WM-Organisationskomitee an den Weltfußball-Verband FIFA geflossen sein soll. Die exakte Rolle, die Beckenbauer dabei gespielt hat, ist noch nicht aufgeklärt.