Schlechte Umfragewerte Die verunsicherte Union
Die Union startet morgen mit Merkel, Laschet und Söder in die heiße Wahlkampfphase. Doch in den Umfragen steht sie alles andere als gut da. Kurz vor der Bundestagswahl wächst die Nervosität.
Er kommentiere keine guten und keine schlechten Umfragen, sagte Armin Laschet bei einem Wahlkampftermin in Oldenburg am Mittwoch. Gute gibt es zurzeit allerdings eh kaum. Die Union liegt bei der Sonntagsfrage nur knapp vorn und mit 23 Prozent weit hinter den eigenen Erwartungen. Auch der Kanzlerkandidat verliert bei der persönlichen Beliebtheit, um welche es ohnehin nie besonders gut bestellt war.
CSU-Chef Markus Söder kommentiert die schlechten Umfragewerte durchaus: "Wenn Sie die aktuellen Umfragen sehen, die schwanken ja. Aber sie haben alle die gleiche Tendenz - nach unten." Und Söder legt nicht zum ersten Mal den Finger in die Wunde: Eine Regierung ohne die Union sei möglich - eine Ampel, sogar eine rot-grün-rote Koalition.
Das verunsichert die Schwesterparteien. Und es lässt wieder die Frage laut werden: Ist Laschet der Richtige? Von seinen Unterstützern ist wenig zu hören. Von den Söder-Fans öffentlich auch nicht, aber hinter den Kulissen. Danach gefragt kokettiert Söder: "Das ist für mich auch nicht so leicht." Denn auf der einen Seite bekäme er ständig die Aufforderung - auch aus der eigenen Partei - noch stärker die persönliche Karte zu zeigen. Auf der anderen Seite würde das von den Medien dann als unangemessen kritisiert.
Punkten als Hort der Stabilität
Der Abwärtstrend, den die Umfragen momentan zeichnen, mache die Union nervös, beobachtet auch Ursula Münch, Politikwissenschaftlerin und Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing. Weder die Flutkatastrophe noch die Lage in Afghanistan helfe der Union aus diesem Tief heraus. Doch fünf Wochen vor der Wahl den Kanzlerkandidaten austauschen? "Meines Erachtens wäre das ein Ausdruck der Nervosität. Ich nehme das ansonsten nicht ernst und würde es vor allem auch niemandem raten. Denn das wäre tatsächlich ein Armutszeugnis."
Dann könnte die Union nicht mal mehr als Hort der Stabilität punkten. Und das sieht Politikwissenschaftlerin Münch derzeit als einzigen Ausweg: Kurz vor der Wahl noch viele Unentschlossene mobilisieren, gerade wenn - wie derzeit - alles noch offen sei. Das, was viele in der Union fordern - Laschet müsste inhaltlich Stellung beziehen, auf Angriff schalten - sieht Ursula Münch nicht kommen: "Das ist natürlich extrem schwierig, vor allem deshalb, weil der Unions-Kanzlerkandidat jemand ist, der vom Naturell her gar nicht gern polarisiert."
Söder beteuert Unterstützung
Das hätte Söder wohl eher gelegen. Der gibt sich zwar nach außen staatsmännisch, die Zwischentöne aber sind deutlich: "Bei den Umfragezahlen und den Werten, die dahinter stehen, ist das eine der schwersten Herausforderungen für die Union, die schwerste seit 1998. Definitiv."
1998 wurde Helmut Kohl abgewählt, Schwarz-Gelb gleich mit, Rot-Grün regierte fortan unter Gerhard Schröder. Erst einige Jahre später kam die Union mit der Ära Merkel wieder an die Macht. Es drängt sich die Frage auf, welches Szenario der CSU-Chef an die Wand malt, und ob er nach einer möglichen Niederlage wohl den Retter spielen will. Söder beteuert, er unterstütze, wo es nur geht, man lasse sich nichts nachsagen: Laschet sei in Bayern ausführlich plakatiert. Die Frage ist, hilft es Laschet und hilft es der Union?