Nach Cyberangriff auf Bundestag Abgeordnete mehrere Tage ohne Computernetz
Nach der Cyberattacke auf den Bundestag wird nach Informationen von NDR, WDR und SZ das IT-System für vier bis fünf Tage komplett nicht zur Verfügung stehen. Die Arbeiten sollen in der Sommerpause erfolgen.
Der Präsident des Bundestags, Norbert Lammert, hat heute die Abgeordneten über die geplante Abschaltung informiert. Ein genauer Zeitpunkt steht demnach aber noch nicht fest. Die Verwaltung soll die Abgeordneten etwa 14 Tage vorher informieren.
Darüber hinaus teilte Lammert mit, das seit dem 11. Juni keine neuen Aktivitäten des Angreifers festgestellt worden seien. Es könne aber noch keine Entwarnung gegeben werden. Um ein hohes Sicherheitsniveau zu gewährleisten sollen künftig für den Internetzugang eigene Sicherheitssysteme unter der Hoheit des Deutschen Bundestages betrieben werden.
Cyberattacke im Mai entdeckt
Die Cyberattacke auf den Bundestag war im Mai entdeckt worden. Die Angreifer suchten unter anderem nach aktuellen Word-Dokumenten. Das sagten Personen, die unmittelbar mit dem Geschehen vertraut sind, dem Recherchepool von NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung". Im Fokus standen demnach Dokumente, die nach dem 1. Mai verfasst wurden. Insgesamt schleusten die Hacker etwa 20 Gigabyte an Daten aus dem Netzwerk. Sie flossen laut den Informationen an acht bis neun Orte. Wo diese liegen, ist nicht bekannt.
Laut bisherigen Erkenntnissen des Bundesamtes für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ist die Schadsoftware ein Trojaner, der in ähnlicher Form bereits seit Monaten bei Hackerattacken in mehreren Ländern eingesetzt wurde.
Das Programm sei wohl von russischen Hackern entwickelt worden und soll schon beim Cyberangriff auf den französischen TV-Sender TV5 Monde im April eingesetzt worden sein. Damals hatten sich angebliche radikale Islamisten im Namen des "CyberKalifats" zu der Attacke bekannt.