Corona-Maßnahmen im Fußball Quarantäne bis Saisonende?
Unter welchen Vorzeichen kann der Bundesliga-Neustart gelingen? Ein Entwurf des Arbeitsministeriums soll laut einem Medienbericht die Quarantäne für alle Teams vorsehen. Die Spieler sollen demnach nur mit Masken aufs Feld.
Der deutsche Profi-Fußball wartet darauf, dass die Politik grünes Licht gibt, bald wieder den Spielbetrieb aufzunehmen. Ein konkreter Termin steht zwar noch nicht fest, aber DFL-Chef Christian Seifert ließ am Donnerstag wissen, "wenn es dann der 9. Mai wäre, wären wir bereit". Zugleich machte er den Fans klar, dass die Spiele bis in Frühjahr 2021 nur ohne Zuschauer in den Stadien stattfinden werden.
"Maskenwechsel alle 15 Minuten"
Laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" haben sich auch Beamte im Bundesarbeitsministerium Gedanken darüber gemacht, unter welchen Vorzeichen, die Profiligen wieder spielen können. Der Arbeitsentwurf "Stellungnahme zum DFL Hygienekonzept zur Fortsetzung des Spielbetriebs" soll zwei mögliche Maßnahmen vorschlagen. In einer ersten möglichen Variante sollen demnach alle Kontaktpersonen bis zum Saisonende in eine umfassende Quarantäne. Der Vorschlag sehe vor, dass sich die gesamten Teams in großen Hotels von der Außenwelt isolieren.
In einem zweiten Vorschlag haben die Autoren laut "Spiegel" ein Szenario beschrieben, in dem Spieler und Schiedsrichter sportgerechten Mund-Nasen-Schutz tragen sollen. Die Schutzkleidung dürfe weder bei Sprints, Zweikämpfen und Kopfbällen verrutschen, soll es im Papier heißen. Sollten die Masken verrutschen, müsste das Spiel sofort unterbrochen werden. Alle 15 Minuten müssten die Atemmasken ausgewechselt werden. Das Papier sieht auch vor, den Körperkontakt massiv einzuschränken: Rangeleien oder Umarmungen seien nicht zulässig.
"Überlegungen auf Arbeitsebene"
Ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums bestätigte auf Nachfrage, dass es ein solches Papier gebe, verwies aber darauf, dass es sich lediglich um einen ersten Entwurf auf Arbeitsebene handele.
Eine andere Sprecherin sagte, man sei mit der DFL in Gesprächen zu arbeitsschutzrechtlichen Fragen bei einer möglichen Wiederaufnahme des Spielbetriebs. Die Entscheidung über eine Wiederaufnahme von Spielen werde aber nicht vom Bundesarbeitsministerium getroffen. Es handele sich um "allererste Überlegungen auf Arbeitsebene". Von einer politische Entscheidung könne keine Rede sein.
"Der Sport ist und bleibt Gegenstand der aktuellen Beratungen", sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer. Die Sportministerkonferenz erarbeite aktuell ein Positionspapier zum stufenweisen Wiedereinstieg in den Trainings- und Wettkampfbetrieb.
"Wenig Akzeptanz für Masken"
Die Vorschläge aus dem Papier sind insofern interessant, da DFB-Chefmediziner Tim Meyer am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa gesagt hatte, dass es in der von ihm geleiteten Task Force keine Überlegungen gäbe, die Spieler auf dem Platz mit Gesichtsmasken vor möglichen Ansteckungen zu schützen. "Prämisse war: Auf dem Platz bleibt alles unverändert", sagte Meyer: "Wenn Spieler mit Masken spielen würden, das fände aus meiner Sicht keine Akzeptanz." Das Fußballspiel selbst solle möglichst authentisch bleiben.
Das individuelle Infektionsrisiko beim Wettkampf stufte Meyer als ausgesprochen gering ein. Mit zahlreichen Testungen der Profis und den umfangreichen Sicherungsmaßnahmen soll erreicht werden, dass bei einem Corona-Fall "nicht automatisch der gesamte Kader 14 Tage in Quarantäne" müsse. Wenn dies passiere, bringe das den Spielplan unter großen Druck, erklärt Meyer.
Lauterbach ist skeptisch
Bei der SPD sind nicht alle davon überzeugt, dass in der Bundesliga nach zwei Monaten Pause wieder gekickt werden soll. So sprach sich Gesundheitsexperte Karl Lauterbach im BR gegen einen baldigen Neustart mit Geisterspielen aus: "Wir müssen den jungen Leuten die Botschaft vermitteln: Haltet Abstand, tragt einen Mundschutz, das Virus ist gefährlich", sagte er. Alle drei Botschaften würden durch einen Bundesliga-Start konterkariert. "Da wird kein Abstand gehalten, man geht in den Zweikampf. Es wird kein Mundschutz getragen."