Wegen Coronavirus Bayern will Großveranstaltungen absagen
Wegen des Coronavirus will Bayern bis kurz vor Ostern Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern untersagen. Auch andere Bundesländer wollen der Empfehlung von Gesundheitsminister Spahn nachkommen.
Die bayerische Staatsregierung will wegen der Ausbreitung des Coronavirus Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern untersagen. Die Maßnahme soll bis zunächst Karfreitag gelten. Darauf habe sich der schwarz-orange Koalitionsausschuss in München geeinigt, berichtete der BR. Die Details sollen am Dienstag in einer Kabinettssitzung beraten und beschlossen werden. Damit käme der Freistaat der Empfehlung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn nach.
Von den Maßnahmen wäre auch der Profifußball betroffen. Unklar ist, ob die Spiele ganz abgesagt werden müssen. Möglich wäre auch, dass die Begegnungen ohne Publikum als sogenannte Geisterspiele ausgetragen werden.
Bis Karfreitag fallen zumindest für den FC Bayern München das Champions-League-Heimspiel gegen den FC Chelsea am 18. März und die Bundesliga-Partie gegen Eintracht Frankfurt vier Tage später an. Sollten die Münchner in einem möglichen Königsklassen-Viertelfinale am 7./8. April Heimrecht haben, wäre auch dieses Spiel betroffen.
Auch Baden-Württemberg will Absagen empfehlen
Auch das baden-württembergische Gesundheitsministerium erklärte, sich Spahns Empfehlung anschließen zu wollen. Es empfehle den zuständigen örtlichen Behörden nun, Veranstaltungen ab einer Größe von mehr als 1000 Teilnehmern vorsorglich abzusagen, wie Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) bekanntgab.
Das Zweitliga-Spiel zwischen dem VfB Stuttgart und Arminia Bielefeld durfte am Abend nach "intensiven Gesprächen" mit dem Verein und der Stadt Stuttgart aber noch stattfinden. "Ausschlaggebend hierfür waren bei der sorgfältigen Abwägung der Güter vor allem polizeiliche Aspekte und Fragen der Sicherheit", erklärte Lucha. Viele auswärtige Fans seien schon auf dem Weg nach Stuttgart gewesen. "Wir werden dennoch ab heute einen rigorosen Cut machen", kündigte Lucha an.
Bund entscheidet nicht über Absagen
Zuvor hatte Spahn die Absage von Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern empfohlen. Diese sollten aus Sicht seines Ministeriums in den kommenden Wochen und Monaten grundsätzlich nicht stattfinden, erklärte er. Das gebiete die Corona-Lage und das Ziel, die Ausbreitung zu verlangsamen. Veranstaltungen mit weniger als 1000 Menschen müssten individuell auf das Infektionsrisiko hin betrachtet werden.
Viel mehr als Empfehlungen geben kann Spahn jedoch nicht. Die Entscheidung darüber, ob eine Veranstaltung stattfinden kann, liegt nicht beim Bund. In Paragraf 28 des Infektionsschutzgesetzes heißt es, die "zuständige Behörde" könne "Veranstaltungen oder sonstige Ansammlungen einer größeren Anzahl von Menschen beschränken oder verbieten". Die zuständige Behörde ist in der Regel das örtliche Gesundheitsamt. Das Gesetz regelt an anderer Stelle, dass die Entscheidungen über solche Absagen auf Vorschlag des übergeordneten Landesgesundheitsamtes ergehen.
"In Wahrheit wie eine Anordnung"
Für Nordrhein-Westfalen hatte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Sonntagabend im Bericht aus Berlin ebenfalls angekündigt, Spahns Empfehlung nachkommen zu wollen. Auch hier dürfte die Fußball-Bundesliga von der Ausbreitung des Coronavirus betroffen sein. Zwar sollen wohl keine Partien gestrichen werden, aber die Spiele könnten ohne Publikum im Stadion stattfinden.
Das gilt in NRW nach den Worten von Gesundheitsminster Karl-Josef Laumann schon für das Derby Borussia Mönchengladbach gegen den 1. FC Köln am Mittwoch. "Ob sie ohne Publikum spielen oder ob sie gar nicht spielen, das muss schon der Verein entscheiden, nicht ich", sagte er. "Wenn wir jetzt ganz klar sagen, wir wollen in Nordrhein-Westfalen keine Veranstaltungen mehr (mit) über 1000 Menschen zulassen, dann ist das eine Empfehlung des Landesgesundheitsministers an die unteren Gesundheitsbehörden." Diese müssten entscheiden. Er sei aber sicher, dass es nun eine einheitliche Umsetzung gebe. "In Wahrheit ist es wie eine Anordnung."
"Eine komplexe Entscheidung"
Bisher wird laut Uwe Lübking vom Deutschen Städte- und Gemeindebund immer wieder im Einzelfall geprüft, ob Veranstaltungen stattfinden können. "Man muss auch immer genau schauen: Findet die Veranstaltung in einem Risikogebiet statt? Wer kommt zu dieser Veranstaltung und findet sie in einer Halle oder in einem Stadion statt? Wie sind die hygienischen Verhältnisse? Das ist eine komplexe Entscheidung, die zu treffen ist."
Kriterien für eine solche Entscheidung hat das Robert-Koch-Institut aufgestellt. Dazu gehören etwa die Zahl der Teilnehmer und die Frage, wie physisch nahe sie sich bei dem Event kommen. Für eine Absage spricht, wenn Menschen aus Risikogebieten teilnehmen oder solche, die bereits an einer Vorerkrankung leiden. Auch eine lange Dauer oder mangelhafte Belüftungsmöglichkeiten können für ein Verbot sprechen.
Laut Lübking gibt es derzeit Krisenstäbe, in welchen die Verantwortlichen der Länder mit den kommunalen Entscheidungsträgern zusammensitzen. "Man muss natürlich auch die Betreiber der Veranstaltung mit hinzuziehen", sagt Lübking. "Bei vielen Veranstaltungen geht es auch um ein hohes wirtschaftliches Risiko. Wobei eines klar ist: Die Gesundheit der Bevölkerung geht vor diesen wirtschaftlichen Interessen." Von einer Absage betroffen seien zunächst weniger die Städte oder Gemeinden selbst, sondern die Veranstalter - etwa Hoteliers, Gaststättenbetriebe, Messen, Veranstaltungskonzerne.