Zukunft der Corona-Warn-App Ein App-Schied?
Für Virologen ist das Ende der Corona-Pandemie in Sichtweite. Die Zukunft der Corona-Warn-App ist noch ungewiss. Bundesgesundheitsminister Lauterbach möchte sich aber nicht so schnell von ihr verabschieden.
Zum Start im Juni 2020 war sich der damalige Kanzleramtschef Helge Braun sicher: "Das ist nicht die erste Corona-App weltweit, aber ich bin überzeugt, es ist die Beste." Sie ist zumindest eine der erfolgreichsten Apps der letzten Jahre - kaum eine wurde häufiger heruntergeladen. Mehr als 48 Millionen Mal wurde sie inzwischen installiert.
Und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach möchte sich nicht so schnell von ihr verabschieden: "Stellen Sie sich vor, wir würden die Corona-Warn-App jetzt nicht mehr nutzen und es käme zu neuen Wellen. Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass die Corona-Pandemie noch mal zurückkommt und dass es noch mal neue Varianten gibt. Dann müssen wir vorbereitet sein."
Immer seltener rote Warnmeldungen
Lauterbach bleibt vorsichtig und die Warn-App auf vielen Smartphones. Laut Digitalverband Bitkom wird sie immer noch von 37 Prozent der Menschen in Deutschland genutzt.
Rote Warnmeldungen tauchen inzwischen deutlich seltener auf den Smartphone-Displays auf. Einige Tausend Menschen melden zur Zeit ihr positives Testergebnis pro Tag. Zum Höhepunkt der Omikron-Welle im März 2022 waren es mehr als Hunderttausend Meldungen täglich.
Für Anke Domscheit-Berg, Digitalpolitische Sprecherin der Linken, war die App lange Zeit ein wichtiger Baustein im Kampf gegen die Pandemie. "Aber irgendwann ist halt die Daseinsberechtigung für so eine App nicht mehr da. Ich habe ständig Risikokontakte. Aber rote Kacheln bekomme ich keine mehr, weil zum Beispiel nur PCR-Tests reinfließen und PCR-Tests bekommt man kaum noch."
Verträge laufen noch bis Mai
Für Virologinnen und Virologen ist das Ende der Pandemie in Sichtweite. In einigen Bundesländern müssen sich Corona-Infizierte gar nicht mehr in Isolation begeben. Was also nützt jetzt noch eine App, die vor allem bei Risikobegegnungen warnen soll? Auch die anderen Funktionen wie Corona-Impfpass, Pandemiedaten und die Tagebuch-Funktion sind gerade nicht mehr sonderlich gefragt.
Rund 220 Millionen Euro wird die App insgesamt kosten, entwickelt vom Softwareunternehmen SAP und der Deutschen Telekom. Noch bis Ende Mai laufen die wesentlichen Verträge.
Wird die App zum digitalen Impfpass?
Gesundheitsminister Lauterbach kündigte jetzt an, "dass wir die Corona-Warn-App weiterentwickeln, zu einer allgemeinen App, die also auch mehr als die Corona-Funktionalitäten vorsieht." Was so eine allgemeine App können soll, wann und wie sie entwickelt wird, das wollte der Minister noch nicht verraten.
Einige Ideen sind immer wieder zu hören: Etwa, dass die App zum digitalen Impfpass werden könnte. Domscheit-Berg hält nichts davon: "Es ist Vertrauensmissbrauch. Wir haben unter anderem deshalb 40 Millionen Installationen dieser App, weil sie einen ganz klaren Zweck hatte, weil von Anfang an versprochen worden ist: Sie hat nur diesen einen Zweck und sonst keinen. Das fände ich nicht seriös, wenn man sich plötzlich ganz andere Dinge ausdenkt, die diese App machen soll."
Reaktivierung innerhalb von 24 Stunden gewünscht
Stattdessen könnte sich Domscheit-Berg vorstellen, dass die App erst einmal von den Handys und aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwindet, aber im Hintergrund weiter gepflegt wird, inklusive aller nötigen Sicherheitsupdates. "Sodass man sie, wenn mal wieder irgendetwas Neues, Schlimmes kommt, innerhalb von 24 Stunden reaktivieren könnte. Dann heißt sie vielleicht nicht Corona-Warn-App, sondern nach irgendeiner anderen Pandemie, aber dann hat man das da."
Das könnte zumindest dann helfen, wenn sich die Krankheit so ähnlich überträgt, wie das Corona-Virus, und wenn es auch darauf ankommt, wie lange und wie eng eine Begegnung mit Infizierten war.