DeutschlandTrend

ARD-DeutschlandTrend Das FDP-Führungsduo kommt nicht an

Stand: 31.01.2013 23:20 Uhr

Die neue FDP-Doppelspitze hat die Wahlchancen der Partei laut ARD-DeutschlandTrend verschlechtert. FDP-Spitzenkandidat Brüderle verliert massiv an Zustimmung. Dagegen ist Kanzlerin Merkel beliebter denn je. Eine klare Mehrheit wünscht sich aber einen Regierungswechsel.

Die FDP steckt auch nach ihrer Entscheidung für eine Doppelspitze mit dem Parteivorsitzenden Philipp Rösler und dem Spitzenkandidaten Rainer Brüderle im Stimmungstief. 51 Prozent der Bundesbürger glauben, dass sich die Wahlchancen der FDP nach der Personalentscheidung sogar noch verschlechtert haben, so ein Ergebnis des ARD-DeutschlandTrend. 49 Prozent erwarten zudem, dass sich die Doppelspitze nicht einmal bis zur Bundestagswahl halten wird. 46 Prozent sind gegenteiliger Ansicht.

Die Zufriedenheit mit Röslers Arbeit stieg von 17 auf 22 Prozent - er bleibt damit aber das Schlusslicht unter den Spitzenpolitikern. Gleichzeitig sank Brüderle im Ansehen der Wahlberechtigten deutlich. Seine Zustimmungswerte fielen im Vergleich zum Vormonat um neun Punkte auf 28 Prozent. Dazu trugen Berichte über sein Zaudern bei der möglichen Übernahme des Parteivorsitzes ebenso bei wie die Vorwürfe einer "Stern"-Journalistin, die berichtete, von Brüderle mit anzüglichen Aussagen belästigt worden zu sein.

Im Gegensatz zum Führungsduo erlebt der frühere FDP-Chef Guido Westerwelle derzeit ein Umfragehoch. 46 Prozent der Wahlberechtigten sind derzeit mit der Arbeit des Außenministers zufrieden. Das sind sechs Prozentpunkte mehr als vor einem Monat - und es ist der beste Wert für Westerwelle seit der Bundestagswahl 2009.

Schwarz-Gelb und Rot-Grün ohne Mehrheit

Bundesweit verharrt die FDP auch nach dem unerwarteten Erfolg bei der Landtagswahl in Niedersachsen unterhalb der Fünf-Prozent-Hürde. Bei der Sonntagsfrage kommt sie wie schon in der Vorwoche auf vier Prozent und wäre damit nicht mehr im Bundestag vertreten. Der derzeitige Koalitionspartner bleibt zwar stärkste Kraft. CDU/CSU verlieren aber im Vergleich zur Vorwoche zwei Punkte und liegen nun bei 40 Prozent. Für die SPD würden unverändert 27 Prozent der Wahlberechtigten stimmen. Die Grünen verbessern sich um einen Punkt auf nun 15 Prozent.

Damit stehen derzeit 44 Prozent der Bundesbürger hinter der schwarz-gelben Regierung und 42 Prozent hinter Rot-Grün. Die Partei "Die Linke" erreicht in der Sonntagsfrage wie in der Vorwoche sechs Prozent und zöge damit wieder ins Parlament ein. Für die Piratenpartei würden vier Prozent stimmen - ein Prozentpunkt mehr als zuletzt.

Großer Wunsch nach einem Regierungswechsel

Eine klare Mehrheit von 60 Prozent der Deutschen wünscht sich nach der Bundestagswahl einen Regierungswechsel. 34 Prozent befürworten eine Fortsetzung der Koalition von Union und FDP. Mit Schwarz-Gelb verbindet eine Mehrheit der Wahlberechtigten Wachstum und Sicherheit. 47 Prozent sind aber auch der Ansicht, dass die derzeitige Regierungskoalition für Vergangenheit steht. Dagegen verbinden 49 Prozent der Bundesbürger mit Rot-Grün die Schlagworte Aufbruch und Gerechtigkeit.

Unter dem starken Wunsch nach einem Regierungswechsel leidet vor allem die FDP. Denn bei der Frage, wer die nächste Regierung führen soll, liegt die Union weiter vorne. Allerdings schrumpfte der Vorsprung vor der SPD binnen vier Wochen von neun auf zwei Prozentpunkte. Derzeit wünschen sich 47 Prozent eine Bundesregierung unter Führung von CDU/CSU, 45 Prozent sind dafür, dass die Sozialdemokraten die nächste Regierung führen sollten.

Merkel beliebter denn je

Die Union profitiert dabei noch stärker als zuletzt vom hohen Ansehen, das Bundeskanzlerin Angela Merkel in weiten Teilen der Bevölkerung genießt. Sie baute ihren Vorsprung als beliebteste Politikerin nochmals aus. 71 Prozent der Wahlberechtigten sind mit ihrer Arbeit zufrieden - das ist ihr bester Wert seit Beginn der Wahlperiode. Auch im Direktvergleich mit SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück liegt die CDU-Vorsitzende klar vorne. 59 Prozent wünschen sich Merkel als Kanzlerin und 28 Prozent Steinbrück. Der Abstand wuchs im Vergleich zum Vormonat um sechs Prozentpunkte.

Mit Steinbrücks Arbeit sind derzeit 37 Prozent der Bundesbürger zufrieden. Damit liegt er deutlich hinter den SPD-Politikern Hannelore Kraft und Frank-Walter Steinmeier sowie knapp hinter SPD-Chef Sigmar Gabriel. Auch unter den Wählern, die den Sozialdemokraten nahe stehen, ist Steinbrück umstritten. 45 Prozent von ihnen geben an, dass Steinbrück ein Grund sei, die SPD nicht zu wählen. 42 Prozent sehen im Kanzlerkandidaten umgekehrt einen Grund, den Sozialdemokraten ihre Stimme zu geben.

Klares Nein zu Kampfdrohnen

Neben der Innenpolitik hat der ARD-DeutschlandTrend die Bundesbürger auch zu aktuellen Themen der Außenpolitik befragt. Auf klare Ablehnung stoßen dabei die Erwägungen, Kampfdrohnen für die Bundeswehr zu kaufen. Zwei Drittel sind strikt dagegen, nur ein Drittel hält einen solchen Schritt für sinnvoll.

Ebenso eindeutig fällt die Reaktion der Deutschen auf die Ankündigung des britischen Premierministers David Cameron aus, in einem Referendum über den Verbleib des Landes in der EU abstimmen zu lassen. Zwei Drittel der Bundesbürger setzen sich für eine stärkere europäische Integration und mehr gemeinsame Politik ein. Ein knappes Drittel ist eher der Ansicht, dass wieder Kompetenzen von der EU-Ebene zurück zu den Nationalstaaten verlagert werden sollten.

Untersuchungsanlage DeutschlandTrend

Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/Dual Frame (Relation Festnetz-, Mobilfunknummern 70:30)
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews (CATI)

Fallzahl: 1.007 Befragte
Erhebungszeitraum: 28. bis 29. Januar 2013
Fallzahl Sonntagsfrage: 1.507 Befragte
Erhebungszeitraum: 28. bis 30. Januar 2013

Fehlertoleranz: bei 1.000 Befragten 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
* bei einem Anteilswert von 5% ** bei einem Anteilswert von 50%