ARD-DeutschlandTrend September 2006 Viele Wähler enttäuscht von "ihrer" Partei
Ein Jahr nach der Bundestagswahl sind mehr als die Hälfte der Wähler enttäuscht von "ihrer" Partei. Insbesondere die große Koalition schneidet in dieser Frage beim ARD-DeutschlandTrend schlecht ab: 33 Prozent der SPD-Wähler und 22 Prozent der Unions-Wähler würden sich heute anders entscheiden.
Bis auf die FDP haben alle Parteien die Erwartungen der Mehrheit ihrer Wähler nach der Bundestagswahl enttäuscht. Beim aktuellen ARD-DeutschlandTrend schnitten in dieser Frage besonders SPD und Union schlecht ab. 33 Prozent der SPD-Wähler und 22 Prozent der Unions-Wähler würden demnach ihre Stimmen heute anders als bei der Abstimmung vor einem Jahr vergeben. Doch auch unter denen, die "ihrer" Partei die Treue halten würden, ist die Frustration groß. Insgesamt sagen 67 Prozent der SPD-Anhänger und 51 Prozent der Unions-Wähler, dass ihre Erwartungen nicht erfüllt wurden. Mehrheitlich zufrieden sind allein Wähler der FDP, die ihre Hoffnungen zu 51 Prozent erfüllt sehen und nur zu 25 Prozent enttäuscht wurden.
Als häufigsten Grund für ihre Frustration nennen die Befragten nicht eingehaltene Wahlversprechen (29 Prozent). Für 15 Prozent ist die Reformpolitik entscheidend, elf Prozent nennen als Grund für ihre enttäuschten Erwartungen unklare Positionen der Parteien.
Schlechtester CDU-Wert seit Juli 2001
Diese Stimmung schlägt sich auch bei der aktuellen Sonntagsfrage nieder. Union und SPD verlieren im Vergleich zum Vormonat je einen Punkt und kommen auf 34 bzw. 28 Prozent der Stimmen. Für die Union ist dies der schlechteste Wert seit Juli 2001. Die FDP erreicht mit 14 Prozent (+2 Punkte) das beste Ergebnis, das Infratest dimap je für die Liberalen gemessen hat. Keine Veränderungen im Vergleich zum Vormonat verzeichnen die Grünen mit zehn Prozent, Linke.PDS mit neun Prozent und die Sonstigen mit fünf Prozent.
Die Arbeit der Bundesregierung wird im September wieder etwas besser beurteilt als in den vergangenen Monaten. Zwar ist die deutliche Mehrheit von 70 Prozent nach wie vor unzufrieden mit der Arbeit der großen Koalition, allerdings sinkt dieser Wert zum ersten Mal seit vier Monaten, und zwar um sieben Punkte im Vergleich zu August. 29 Prozent (+7 Punkte) sind zur Zeit mit der Arbeit der großen Koalition einverstanden.
Wachsende Unzufriedenheit über Merkel
Die Liste der beliebtesten Politiker führt wie im Vormonat Außenminister Frank-Walter Steinmeier an, der die Zustimmung zu seiner Arbeit sogar deutlich ausbauen kann. 65 Prozent sind mit ihm zufrieden, das sind sechs Punkte mehr als im August. Auch Innenminister Wolfgang Schäuble legt zu (+5) und erfährt mit 63 Prozent die höchste Zustimmung seit acht Jahren. Bundeskanzlerin Angela Merkel hingegen erreicht den schlechtesten Wert seit ihrem Amtsantritt und liegt mit 54 Prozent (-2) nur noch auf Platz drei der Liste.
Jeder Zweite für Nahost-Einsatz der Bundeswehr
Bei der Frage nach einer deutschen Beteiligung am Libanon-Einsatz sind die Deutschen gespalten. Die Hälfte der Bundesbürger (50 Prozent) findet es richtig, dass sich Deutschland wie andere europäische Länder an der Friedensmission der Vereinten Nationen im Libanon beteiligt. Etwas weniger (45 Prozent) sind anderer Meinung. Allerdings meinen knapp zwei Drittel (63 Prozent), dass sich Deutschland bei weiteren internationalen Friedenseinsätzen aus finanziellen Gründen eher zurückhalten sollte. Nur 32 Prozent sind der Ansicht, für solche Einsätze sollte der Bundeswehr mehr Geld zur Verfügung gestellt werden.
Kopf-an-Kopf-Rennen in Mecklenburg-Vorpommern
Im Auftrag des NDR und des RBB befasste sich Infratest dimap zudem mit den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin in eineinhalb Wochen. In Mecklenburg-Vorpommern liegt die SPD demnach bei 31 Prozent und legte damit gegenüber Ende August um einen Punkt zu. Die CDU gab einen Punkt auf 30 Prozent ab. Drittstärkste Kraft blieb die PDS mit 20 Prozent (minus eins). Die FDP holte einen weiteren Prozentpunkt auf und dürfte mit sieben Prozent nach zwölf Jahren wieder den Einzug in den Landtag schaffen. Der rechtsextremen NPD könnte erstmals der Einzug in den Landtag gelingen: Sie lag weiter bei sechs Prozent der Stimmen.
Weitere Informationen zur Wahl-Umfrage finden Sie beim NDR.
Berlin: SPD baut Vorsprung aus
In Berlin liegt die Partei des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit bei 33 Prozent nach 32 Prozent Ende August. Die CDU kommt unverändert auf 21 Prozent. Die mit der SPD regierende Linke.PDS büßte einen Punkt auf 15 Prozent ein. Auch die Grünen (minus zwei auf 14 Prozent) und die FDP (minus eins auf sieben Prozent) sackten in der Wählergunst ab.
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl / Randomstichprobe
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews
Fallzahl: 1000 Befragte
Sonntagsfrage: 1500 Befragte
Erhebungszeitraum: 04.bis 05. September 2006
Sonntagsfrage: 04. bis 06. September 2006
Fragen zur Bundestagswahl 2005: 22. bis 23. August
und 04. bis 05. September 2006
Fehlertoleranz: 1,4 bis 3,1 Prozentpunkte