Drogen- und Suchtbericht Volksdroge Alkohol
Alkohol dürfe nicht verharmlost werden, warnt die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Marlene Mortler. Zwar werde insgesamt weniger getrunken und geraucht, aber das Risiko einer schleichenden Abhängigkeit sei weiterhin groß.
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, hat bei der Vorstellung ihres Jahresberichts davor gewarnt, die Risiken regelmäßigen Alkoholkonsums zu verharmlosen. Angesichts der bevorstehenden Fußballeuropameisterschaft erinnerte sie Eltern an ihre Vorbildfunktion: Es müsse "nicht immer Alkohol sein". Schätzungen zufolge sterben in Deutschland jedes Jahr zwischen 42.000 und 74.000 Menschen an den Folgen ihres Alkoholkonsums oder des kombinierten Konsums von Alkohol und Tabak.
Weniger "Komasaufen" unter Jugendlichen
In ihrem Bericht beschreibt Mortler aber auch positive Entwicklungen. So habe die Raucherquote bei Kindern und Jugendlichen im vergangenen Jahr einen neuen Tiefstand erreicht. 2015 rauchten nur noch 7,8 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen. Auch das sogenannte "Komasaufen" unter Jugendlichen nehme ab. Allerdings müssten immer noch jedes Jahr in rund 15.500 Fällen Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 17 Jahren wegen Alkoholvergiftungen ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Bei tagesschau24 forderte Mortler deswegen weitere Anstrengungen: "Damit wir bessere Zahlen bekommen, ist es für mich wichtig, an allen Fronten zu arbeiten und aufzuklären - vor allem bei jungen Menschen." Mit Hilfe der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sei bereits vieles auf den Weg gebracht.
Keine Freigabe von Cannabis
Eine Freigabe von Cannabis lehnte Mortler ab. "Es gibt genügend Studien, zuletzt eine Meta-Studie der Weltgeundheitsorganisation, die klar sagt, Cannabis ist keine harmlose Droge, Cannabis kann zu Abhängigkeiten führen, zu Psychosen. Und je jünger man konsumiert, um so mehr kommt es zu Denkproblemen, zu Konzentrationsstörungen. Deshalb sollte man den Zugang für junge Menschen nicht erleichtern, sondern diese Hürden belassen."
In der Drogenhilfe aktive Verbände und Experten hatten zuletzt in ihrem "Alternativen Drogenbericht" eine Abkehr von der restriktiven Drogenpolitik gefordert. Die Gesetze verhinderten den Konsum verbotener Substanzen nicht, erklärten Kritiker wie die Deutsche Aids-Hilfe. Die Verbände fordern unter anderem eine staatlich kontrollierte Abgabe von Cannabis und flächendeckend Drogenkonsumräume, die es bisher nur in wenigen Bundesländern gebe.