Anklage gegen Düsseldorfer Terrorzelle "Macht man Bummbumm, kommt man ins Paradies"
Die Bundesanwaltschaft hat vier mutmaßliche Al-Kaida-Terroristen angeklagt. Die Männer der sogenannten Düsseldorfer Zelle hätten Terroranschläge in Deutschland geplant. Sie wurden bereits im vergangenen Jahr in Düsseldorf und Bochum festgenommen. Ihnen drohen bis zu 15 Jahre Haft.
Von Holger Schmidt, SWR, ARD-Terrorismusexperte
Der 30-jährige Marokkaner Abdeladim El K. gilt für die Ermittler als der Kopf der sogenannten Düsseldorfer Zelle. Er soll 2010 aus Deutschland nach Afghanistan gereist sein, um sich dort dem Kampf von Al Kaida anzuschließen. Nach den Ermittlungen der Bundesanwaltschaft und des Bundeskriminalamts wurde ein hochrangiger, inzwischen getöteter, Al Kaida-Führer auf den Mann aus Deutschland aufmerksam: Weil er sich in Europa auskannte, halbwegs deutsch sprach und als zuverlässig galt, sei er für Operationen in Deutschland ausgewählt worden, unterstellt die 314-seitige Anklageschrift.
Abdeladim El K. sei daraufhin 2010 nach Deutschland zurückgereist und habe gleichgesinnte Männer um sich geschart, darunter den damals 29-jährigen Deutsch-Marokkaner Jamil S. und den erst 18-jährigen deutsch-iranischen Schüler Amid C. Später sei der vierte Angeklagte Halil S. dazugekommen, ein Deutscher marokkanischer Abstammung.
Keine konkreten Anschlagsziele
Alle vier planten, Sprengstoffanschläge in Deutschland durchzuführen, unterstellt die Anklage. Sie stützt sich dabei unter anderem auf akustische Wohnraumüberwachung, also den großen Lauschangriff. Dabei wurde das wohl recht simple Weltbild der Gruppe offenbar: Mit Sätzen wie sinngemäß "macht man Bummbumm, kommt man ins Paradies" habe man sich gegenseitig motiviert.
Ein konkretes Ziel für die Anschläge habe es aber noch nicht gegeben. Bei der Sprengstoffherstellung lief es nicht nach den Plänen der Gruppe. Zwar sei die Anleitung, der die Männer folgten, prinzipiell geeignet gewesen, aus Grillanzünder Sprengstoff herzustellen. Doch die Versuche der Gruppe endeten mit einer wachsähnlichen Masse, die die Männer aber wohl für funktionsfähigen Sprengstoff hielten.
Geld für Waffen durch Internetbetrug
Für die Ermittler war an diesem Punkt der Observation und des Lauschangriffs die Geduld zu Ende: Ende April 2011 wurden drei Männer der Gruppe in Düsseldorf und Bochum festgenommen. Ein Vierter blieb zunächst unerkannt. Für die Ermittler war er nur "der Mann mit dem roten Pullover". Doch im Sommer 2011 gelang es dem Bundeskriminalamt, auch diesen Mann zu identifizieren. Man stellte fest, dass er offenbar die Pläne seiner Mittäter weiter verfolgte. Durch Betrügereien im Internet versuchte er an Geld zu kommen, mit dem er Waffen kaufen wollte.
Ende Dezember 2011 wurde auch er festgenommen und soll nun mit den anderen Männern vor Gericht kommen. Wenn der Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Düsseldorf die Anklage zulässt, wovon auszugehen ist, könnte der Prozess gegen die vier Männer Ende des Jahres beginnen. Ihnen drohen dann bis zu 15 Jahren Haft.