Vorbereitung auf G7-Gipfel Der Sherpa des Kanzlers
Am Sonntag beginnt der G7-Gipfel in Elmau. Seit Monaten verhandeln hinter den Kulissen die Sherpas, die wichtigsten Berater der Staats- und Regierungschefs, untereinander. Für Kanzler Scholz ist das der Ex-Banker Kukies.
Normalerweise braucht man in den bayerischen Bergen keine Sherpas. Es sei denn, der Gipfel heißt G7. Dann schon. Für den Sherpa des Kanzlers, Jörg Kukies, heißt das seit Monaten: herumreisen und verhandeln. Und vor allen Dingen: Die anderen Sherpas in der Welt kennenlernen. Denn Kukies ist genauso neu im Amt wie der Kanzler. Deswegen hängt er bei Reisen mit dem Kanzler in G7-Länder immer noch einen Tag dran, um seinen jeweiligen Sherpa-Kollegen persönlich zu besuchen.
Den Kanzler selbst muss Kukies nicht mehr kennenlernen, er hat Scholz schon in dessen Zeit im Finanzministerium beraten. Kukies ist vom Fach, er war vorher Investmentbanker bei Goldman Sachs. Nach dem Studium in Paris und Chicago machte er Karriere in der Finanzwelt.
Vom Investment Banker zum Kanzlerberater
Nicht unbedingt eine typische SPD-Laufbahn. Als junger Mann war Kukies nämlich Juso-Chef in Rheinland-Pfalz. Er hob später aber auch als internationaler Investmentbanker nicht ab und blieb der heimischen SPD verbunden. So kam irgendwann der Kontakt zu Scholz zustande. Die beiden kamen gut miteinander klar und Scholz überzeugte ihn, die Seiten zu wechseln. Statt Big Money auf den internationalen Finanzmärkten hieß es nun Akten wälzen in der obersten deutschen Finanzbehörde.
Nun also: Weltpolitik im Kanzleramt. Verträge vorbereiten - und vor allem: bis zu einem Ergebnis durchverhandeln. Oft bis auf den letzten Drücker, in der letzten Nacht vor dem Gipfel. Das wiederum ist für Kukies altbekanntes Terrain - Nachtsitzungen gibt es auch in der Geschäftswelt: "Verträge werden oft verhandelt, wenn die Deadline nahekommt. Ich erinnere mich an mein Studium, da hat man die Arbeit auch nicht mittags um zwölf abgegeben, sondern meistens kurz vor Mitternacht. Deadlines können ganz sinnvoll sein", so Kukies.
Ukraine, Pandemie und der Klimaclub
Diesmal geht es um eine gemeinsame Haltung der G7 zum Ukraine-Krieg, aber auch um die Pandemie, den Schutz der Demokratien - und ums Klima. Deutschland möchte gern einen Klimaclub gründen. Staaten, die vorangehen bei den erneuerbaren Energien. Das wird nicht einfach, weil es dazu viele unterschiedliche Vorstellungen und Abhängigkeiten in den einzelnen Ländern gibt. Das Thema könnte eine dieser Nachtsitzungen werden, glaubt Kukies. Seine Maxime beim Verhandeln: "Dass alle rausgehen können und denken: schwieriges aber gutes Ergebnis."
In seinem vorherigen Job als Investmentbanker hat Kukies sicher mehr verdient als jetzt im Kanzleramt. Aber als Sherpa hat er viel weitreichendere Aufgabengebiete. Es geht nicht mehr nur ums Geld - es geht um die Zukunft: "Das ist einfach eine faszinierende Aufgabe, wenn man zusammenarbeitet mit den größten und wichtigsten Demokratie- und Industrienationen der Welt, um Klimaneutralität zu erreichen - das ist einfach eine tolle Aufgabe", meint Kukies. Für einen Sherpa gibt es kaum ein höheres politisches Gipfelziel.